Wölbern: Inhaftierung von Prof. Schulte bringt System zum Einsturz
Eine erfolgsversprechende Mischung: Wölbern mit Privatbankcharakter, Hamburger Kaufmannsehre und ein Professor als wesentlicher Manager. Dem sind viele vermögende Kunden in verschiedenen Anlagebereichen gefolgt und haben geschlossene Beteiligungen gezeichnet.
Der Schock kam mit der Polizeirazzia bei Wölbern
Wie konnte das passieren? Die Sicherungsmechanismen haben versagt. Nahezu jede ernsthafte Kontrolle wurde umgangen. Alles war auf Prof. Schulte ausgerichtet. Und der hatte offensichtlich die hanseatischen Tradition nicht so ernst genommen. Zumindest herrscht unmittelbar nach der Inhaftierung absoluter Stillstand.
Wölbern im Fokus der Finanznachrichten
Das Wölbern-System bricht zusammen
Der Wölbern Skandal kam am 23. September 2013 zum finalen Höhepunkt. An diesem Tag durchsuchte ein massives Polizeiaufgebot die Geschäftsräume des Unternehmens und die privaten Räumlichkeiten des Inhabers Heinrich Maria Schulte. Der Tag endete mit der Verhaftung des Chefs und der Einfrierung aller seiner Vermögenswerte.
Die Schadensbilanz des Wölbern Skandals
Der Fall Wölbern lässt Zehntausende von Anlegern um ihre Ersparnisse zittern und nimmt Hunderten von Mitarbeitern ihre Existenz. Bei den Beschäftigten handelt es sich um Personal des Medizinverbunds Endokrinologikum, an dem Schulte ebenfalls beteiligt ist. Dort wurden durch den Skandal mehrere Insolvenzen ausgelöst. Die Ursache davon ist die private Bürgschaft des Wölbern-Chefs, er haftet mit seinem mittlerweile beschlagnahmten Privatvermögen für die Investitions-Finanzierung des medizinischen Unternehmens, welches er in Eigenregie aufgebaut hat.
Über zehntausend gutgläubige Anleger bangen um ihre Fondseinlagen, denn in den verschiedenen Immobilienfonds des Emissionshauses klafft eine Lücke von 137 Millionen Euro. Circa 37 Millionen davon soll der Chef des Unternehmens privat für sich vereinnahmt haben. Schulte weist die Anschuldigungen nach wie vor zurück und die Behörden haben alle Hände voll zu tun, Licht in die Vorgänge zu bringen.
Warum konnte der Finanz-Skandal so lange unentdeckt bleiben?
War es die Unachtsamkeit der Anleger oder die perfekte Fassade des Emissionshauses, welche über jeden Verdacht erhaben war? Der Auftritt von Professor Schulte lies für das meist wohlhabende Klientel lange nicht den geringsten Argwohn aufkommen. Die ersten Unstimmigkeiten kamen 2011 ans Tageslicht, der Liquiditätsbedarf von Wölbern wuchs damals rapide und zwang das Unternehmen zu spektakulären Geldbeschaffungsmethoden.
Erst vor zwei Jahren wurden Anleger von Wölbern misstrauisch und wandten sich an die Behörden, diese untersagten den von Wölbern geplanten Cash-Pool. Doch bis zum entscheidenden Schlag gegen das Emissionshaus sollten noch fast zwei weitere Jahre vergehen. Die geprellten Anleger müssen sich noch einige Zeit gedulden, derzeit suchen die Insolvenzverwalter gemeinsam mit den Behörden nach den verschwundenen Millionen. Die Suche kann allerdings länger dauern, denn Professor Schulte ist bis heute nicht zur Kooperation bereit.