Die jährliche Zahl an Arbeitskräften, die nicht aus der EU oder der Europäischen Freihandelszone stammen, liegt bei 25.000. Das entspricht 0,2 Prozent der deutschen Bevölkerung, so Yves Leterme, stellvertretender OECD-Generalsekretär. Fünf- bis zehnmal so viele Zuwanderer, die aus beruflichen Gründen in ein anderes Land gehen, verzeichnen Dänemark, Großbritannien, Kanada und auch Australien.
Dabei wären die Voraussetzungen, für Deutschland Zuwanderer zu gewinnen, denkbar gut. Der Studie zufolge gehört Deutschland für hochqualifizierte Arbeitskräfte mit zu den Ländern mit den geringsten Hindernissen. Es gibt keine jährliche Begrenzung für die Anzahl an Zuwanderern. Doch laut OECD liegt das Problem bei den Ansprüchen, die Deutschland an die Fachkräfte stellt. Für Zuwanderer mit mittlerer Qualifikation müssen die Voraussetzungen gesenkt werden, so die OECD.
Bislang werden aus Deutschland nur sehr selten Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert, obwohl für die Zukunft ein Mangel an Fachkräften zu befürchten ist. Die mangelnde Transparenz und der schlechte Ruf des Antragssystems sind Gründe dafür. Im Ausland werde das deutsche Antragssystem als schwer zugänglich und restriktiv empfunden.
Dabei sei das System nicht so schlecht, wie sein Ruf, heißt es in der Studie weiter. Kurze Bearbeitungszeiten, ein kostengünstiges Verfahren und eine niedrige Ablehnungsquote zeigen eher das Gegenteil. Doch auf dem Papier wirkt die deutsche Vorgehensweise wie ein Anwerbestopp, der einzelne Ausnahmen erlaubt.
Die deutsche Sprache als Hürde
Zu wenig Beachtung findet auch die sprachliche Hürde im Verlauf einer Einwanderung, so die OECD weiter. Hier schlägt Leterme vor, in den wichtigsten Herkunftsländern möglicher Deutschlandeinwanderer den Deutschunterricht zu fördern, wie unter anderem durch berufsspezifische Sprachkurse. Nach der Ansicht von Leterme könnte die geringe Anzahl an Zuwanderern zu einem Problem werden, im Wesentlichen hängt der Wohlstand Deutschlands davon ab, ob das Land trotz der alternden Bevölkerung es schafft, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Bundesregierung die Zuwanderung von Fachkräften vereinfacht. Vorrangprüfungen für Mangelberufe fielen weg und auch die Mindesteinkommensgrenzen bei Hochqualifizierten wurden durch Einführung der „blauen Karte“ vonseiten der EU gesenkt. Auch wurden Erleichterungen bei der Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen von Ausländern, die in Deutschland leben, geschaffen.
In der Tat sind die Zuwanderungen nach Deutschland im Rahmen der Euro-Krise deutlich gestiegen, überwiegend jedoch aus anderen europäischen Ländern. Um einem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, setzen sowohl Bundesregierung als auch Opposition in erster Linie auf das Arbeitskräftepotential im eigenen Land. Dies soll unter anderem durch die Ausweitung der Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen besser genutzt werden. Darüber hinaus will man die Zahlen der Schulabbrecher reduzieren. (FR/BHB)