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Zeitarbeit und die richtige Einordnung

Kurz vor der Wahl wird das Thema Zeitarbeit wieder einmal ins öffentliche Rampenlicht gezogen. Die Anbieterunternehmen wehren sich gegen den schlechten Ruf, den ihre Branche in der Bevölkerung genießt. Alles sei nicht so wie vermutet, meinen die Personaldienstleister.


Zeitarbeit

Zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.

Die Zeitarbeit hat einen schlechten Ruf, sie hat in der Arbeitnehmerschaft ein Zweiklassen-System eingeführt, welches die Arbeitnehmer spaltet und zu sozialen Missständen führt. Dieses System verstößt gegen die im Grundgesetz verankerte Gleichheit der Menschen, sie macht aus Leiharbeitern Beschäftigte der zweiten Klasse. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch der geschätzte Anteil an Zeitarbeitern wirklich ist, es kommt darauf an, wie hoch dieser empfunden wird. Die von den Personaldienstleistern vorgetragenen hohen Zahlen zeigen, welchen Schrecken das Wort Zeitarbeit (Arbeitnehmerüberlassung) unter den Befragten ausübt, ein großer Teil der Befragten hat schlicht und einfach Angst vor der Alternative Leiharbeit.

Für die fest angestellten Mitarbeiter bedeuten sie eine Bedrohung ihrer sozialen Sicherheit. Nicht wenige Unternehmer drohen ihrer Belegschaft die komplette Umstellung auf Zeitarbeiter an, sollten diese zu viel Lohn oder sonstige Verbesserungen fordern. Um die eigene Belegschaft zu beschwichtigen, werden Zeitarbeitern häufig die körperlich anstrengendsten Arbeiten aufgetragen. Wer die Anforderungen nicht erfüllen kann oder will, kann dank der Zeitarbeitsreglungen einfach ausgewechselt werden. Entgegen der Behauptung der Personaldienstleister erhalten Zeitarbeiter in den Firmen für die gleiche Arbeit immer weniger Lohn als Festangestellte.

Die Zeitarbeit ist keine sozial verträgliche Lösung.

Die Unternehmen behaupten, dass sie nur bei vorübergehenden Auftragsspitzen auf die Zeitarbeit zurückgreifen. Viele Zweitjobs sind so entstanden. Wenn das so wäre, hätten sie den Zeitarbeiter als Retter in der Not erkannt und würden sich für dessen bessere Bezahlung starkmachen. Die Realität sieht ganz anders aus und zeigt die Abneigungen der Betriebe gegen Festeinstellungen und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Pro Stunde oder Tag mag die Zeitarbeitslösung teurer erscheinen, jedoch langfristig zahlt sie sich für die Unternehmen immer aus. Darüber hinaus eignet sich das Instrument Zeitarbeit perfekt zur Disziplinierung der eigenen Belegschaft.

Wenn in Zeitarbeit beschäftigte Menschen wirklich eine mobile Eingreiftruppe darstellen würden, hätten sie schon längst eine deutlich bessere Bezahlung und auch ein besseres Ansehen. Die wirklichen Profiteure der Zeitarbeitsaktion sind neben den Unternehmen die Personaldienstleister, die ein Mehrfaches des niedrigen Stundenlohns für die Bereitstellung billiger Arbeitskräfte kassieren.

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