Nicht nur thailändische Flohmärkte warten mit Schnäppchen auf, wenn es um Elektronik geht. Auch bei asiatischen Ebay-Händlern und Amazon erblickt man Ladegeräte für 84 Cent anstatt für 19 Euro und gleich daneben ein Headset zum Preis von 3 Euro. Dass diese Angebote unschlagbar billig sind, steht fest. Die Frage ist nur, ob sie auch so gut sind wie ihre Gegenstücke aus Markenfirmen. Computer Bild hat die Produkte gegeneinander antreten lassen und ist zu unangenehmen Ergebnissen gekommen.
Die Verlockung ist insgeheim natürlich groß: Der Einkauf beim Hersteller ist natürlich teurer und die Gutmütigkeit der Kunden wird obendrein mit saftigen Versandkosten strapaziert – Apple verlangt dafür fünf Euro. Die Verschiffung der Ware aus Asien ist jedoch meist gratis.
Dafür muss der Käufer allerdings auch Geduld besitzen, denn bisweilen muss er auf eine Lieferung mehrere Wochen warten, sofern sie überhaupt eintrifft. Das ist nämlich nicht immer der Fall, weil der Zoll bei genauerer Betrachtung Ihres Paketes den ein oder anderen Grund findet, seine Reise enden zu lassen.
Risiko: Der Zoll beschlagnahmt Pakete
Sind die Kopien nur geschickt genug angefertigt, unterscheidet man sie auch bei näherer Betrachtung nicht vom Original. So etwa bei EarPod-Kopfhörern oder iPad-Hüllen. Mitunter steht auf der Verpackung sogar ein Hinweis, über den sich schmunzeln lässt: „Designed by Apple in California. Assembled in China.“ Dem ließe sich auch dann nicht widersprechen, wenn es sich um Originalware handelt.
Liegt in den Augen des Zolls Produktpiraterie vor, behält er die Ware ein. Das passiert auch, wenn das CE-Zeichen fehlt. Beim Test im Hause Computer Bild ist jedoch jedes bestellte Produkt angekommen, was beweist, dass der Zoll bei weitem nicht die Kapazitäten hat, sich jedes Paket genauer anzusehen.
Zwei der vier Ladegeräte im Test wiesen eine Konstruktion auf, die im schlimmsten Fall Stromschläge über die USB-Buchse verteilt. Die in der EU geltende Vorschrift sieht einen Mindestabstand zwischen netzstromseitigen Kabeln und der Oberfläche vor, die ein Nutzer berühren kann, der bei fünf Millimeter liegt. Bei diesen Produkten wurden 0,4 Millimeter gemessen.
Die Brisanz liegt darin, dass Technikplagiate beinahe immer so aussehen wie das Original, aber ein davon stark abweichendes Innenleben besitzen. So sahen zwei Netzteile zwar identisch aus, verfügten aber über einen unterschiedlichen Aufbau, von dem sogar Lebensgefahr ausgehen kann. Der Käufer kann die Originalware von der tödlichen Kopie nicht einmal unterscheiden, wenn er beide in der Hand hält.
Hersteller-Garantie: Fehlanzeige
Kommt das kaputte Gerät schon gefälscht beim Kunden an, hat der in der Regel das Nachsehen, weil es keinen Hersteller im eigentlichen Sinn gibt. Die Anbieter haben sich angewöhnt, so schnell zu verschwinden, wie sie auch auftauchen: Ist eine Charge der Piraterie-Artikel unters Volk gebracht, taucht der Verkäufer spurlos ab. Ärgerlich wird es unterdessen auch bei einfachen Produkten. Bei einem Ladekabel für das iPhone wurde zwar das Gerät aufgeladen, doch die USB-Funktion, durch die Kontakt zum PC aufgenommen wird, war ohne Funktion. Als eine ähnliche Fehlproduktion stellte sich ein Billig-Adapter heraus, der es erlauben soll, das iPhone 5 mit älteren Dockanschlüssen zu verbinden.
Die Fehlfunktionen nehmen kein Ende: Zwei der Ladegeräte produzieren sogar Funksignale, die in der Lage sind, ein Stromleitungsnetzwerk zu stören.
Das Fazit kann nur lauten: Kaufen Sie keine Billig-Netzteile. Sie sind mitunter lebensgefährlich. Wer hingegen mit Hüllen und Ladekabeln spart, hat wenig zu befürchten. Die Gefahr ist jedenfalls immer gegeben, dass das Zubehörteil vom Billiganbieter nicht über alle Funktionen des Originalprodukts verfügt. Und da hilft selbst Rechtsschutz nichts. (LB/BHB)