In früheren Zeiten war das ganz anders. Physisches Geld war die einzige Form des Geldes. Der Wert einer Münze bemaß sich nicht nur nach dem eingeprägten Betrag, sondern auch nach dem Metallgehalt. Gold, Silber und Kupfer sind klassische Münzmetalle. Auch bei Banknoten existierte ursprünglich eine Goldkoppelung. Eine Note stellte ein Umtauschversprechen in Gold gegen Vorlage dar.
Getrennte Wege von Geld und Gold
Das ist bekanntlich nicht mehr so. Geld und Gold gehen heute getrennte Wege. Wenn wir von physischen Währungen sprechen, sind damit nicht unsere Banknoten oder Münzen gemeint, sondern Edelmetalle in Form von Barren oder Münzen. Dabei geht es natürlich weniger um die Funktion als Zahlungsmittel, sondern als Instrument für Wertsicherung und Werterhalt. Dem Gold kommt nach wie vor eine zentrale Bedeutung zu, etwas abgeschwächt auch Silber. Andere Edelmetalle wie Platin, Palladium oder Rhodium folgen zum Teil eigenen Gesetzmäßigkeiten und sind eher etwas für Spezialisten.
Gold im Aufwärtstrend
Seit etwa gut eineinhalb Jahren erlebt Gold einen spektakulären Aufwärtstrend, der mit dem Ausbruch der Corona-Krise nur kurzzeitig unterbrochen wurde und sich seither beschleunigt fortgesetzt hat. Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord und hat fast wieder die Höchststände von 2011 erreicht, als die Euro- und Bankenkrise auf ihrem Höhepunkt war.
Derzeit notiert Gold um die 1.860 Dollar pro Feinunze. Auf Jahressicht hat Gold um fast 30 Prozent zugelegt, auf Fünf Jahres-Sicht um fast 70 Prozent. Und die Potentiale sind womöglich noch nicht ausgereizt. Experten halten ein Überschreiten der 2.000 Dollar-Marke in nicht allzu ferner Zeit durchaus für möglich. Die Gründe für diese Gold-Rallye sind vielfältig. Corona hat eine tiefe Rezession bewirkt und die damit verbundene Unsicherheit ist nur ein Faktor. Das beweist schon die Tatsache, dass bereits vor dem Ausbruch der Pandemie der Goldpreis deutlich angezogen hat. Corona hat den Aufwärtstrend nur verfestigt und verstärkt.
Es ist kein Zufall, dass das Gold teurer zu werden begann als sich die US-Notenbank um die Jahreswende 2018/2019 von ihrem Kurs vorsichtiger Zinserhöhungen verabschiedete. Seither ist der Dollar gegenüber anderen Währungen tendenziell schwächer geworden. Erfahrungsgemäß besteht zwischen einem schwachen Dollar und einem starken Goldpreis eine Wechselwirkung. Inzwischen ist die Fed vollends zu einer lockeren Geldpolitik zurückgekehrt und hat angesichts von Corona die Zinsen drastisch gesenkt. Sie schließt sich damit dem Kurs von EZB und anderen westlichen Notenbanken an, die zur Bekämpfung der Corona-Rezession ihre Geldschleusen noch weiter geöffnet haben als ohnehin schon.
Was für physische Währungen wie Gold spricht
Mit der Ausweitung der Geldmengen und der Staatsverschuldung im Zuge der Corona-Krise ist bei den Anlegern die Angst vor Inflation ein Stück weit zurückgekehrt. Physische Währungen auf Edelmetallbasis bieten als Sachwerte einen wirksamen Inflationsschutz. Denn Gold und Silber lassen sich anders als Geld nicht beliebig vermehren. Edelmetalle bleiben stets ein knappes Gut. Hinzu kommt, dass es an Anlagealternativen mangelt. Angesichts von Zinsen nahe am Nullpunkt verliert ein traditionelles Argument gegen physische Währungen an Bedeutung: dass sie keine laufenden Erträge erwirtschaften. Im Gegenteil: wer Geld in Form von Edelmetallen hält, ist vor Negativzinsen geschützt. Das lässt sich zumindest von Guthaben auf Bankkonten nicht sagen.
Ein Kurswechsel in der Geldpolitik scheint auf Jahre nicht in Sicht. Die Märkte werden weiter mit Geld geflutet werden und die Zinsen auf niedrigstem Niveau verharren. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, dass es auch weiterhin bei hohen Edelmetallpreisen bleibt. Dies gilt auch angesichts der nach wie vor unsicheren politischen Gesamtsituation. Corona ist längst nicht besiegt, daneben bleiben andere Konflikte bestehen: der Handelskrieg zwischen den USA und China, eine explosive Lage im Nahen Osten, das Problem Nordkorea, Gegensätze in der EU - nur einige Beispiele.
Die Nachteile von physischen Währungen
Nicht verschwiegen werden soll, dass der Besitz physischer Währungen auch ein paar Nachteile besitzt. Gold und Silber sind keine Zahlungsmittel, sondern dienen ausschließlich der Wertsicherung bzw. dem Wertzuwachs. Die "Verflüssigung" einer physischen Währung ist ebenso mit Transaktionskosten verbunden wie der Erwerb und kann je nach aktuellem Kurs Verluste mit sich bringen. Wer in absehbarer Zeitpunkt Bar- oder Buchgeld braucht, sollte physische Währungen nicht zur "Bevorratung" nutzen.
Das Halten von physischen Währungen verursacht ebenfalls Kosten, zum Beispiel für ein Schließfach. Die Kurse von Edelmetallen unterliegen Schwankungen und sind schwer kalkulierbar. Den Vorteil der Wertbeständigkeit spielen physische Währungen vor allem auf längere Sicht aus, auf kürzere Sicht ist das weniger sicher.
Nicht alles auf eine Karte setzen
Deshalb lautet ein guter Rat: nicht alles auf eine Karte - das heißt auf physische Währungen - zu setzen. Edelmetalle als eine Anlageklasse neben anderen im persönlichen Vermögensportfolio machen dagegen Sinn. Sie bieten nicht nur gute Chancen auf Wertzuwachs, sondern beeinflussen auch das Gesamtrisiko des Portfolios positiv.