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Vergleichstest: E-Postbrief und De-Mail

Kinderkrankheiten im E-Postbrief schon vor zwei Jahren entdeckt. Jetzt folgt der Vergleich mit dem De-Mail-Dienst. Ist das Ende des Briefes nahe?


Vergleichstest: E-Postbrief und De-Mail

Die Briefpost soll ein elektronisches Pendant erhalten. Das ist das Ziel der beiden Systeme De-Mail und E-Postbrief. Über das Internet sollen vertrauliche Dokumente und Nachrichten verschickt, aber auch nachweisbar versendet und empfangen werden. Der Absender ist unter allen Umständen erkennbar, weil sich der Nutzer dafür registrieren muss.

Schadsoftware und Spam sind damit kein Thema mehr. Seit 2010 bietet die Deutsche Post den E-Postbrief an. Es sollte noch ein Jahr dauern, bis das De-Mail-Gesetz verabschiedet wurde. Die Folge ist, dass der E-Postbrief nicht nach Bestimmungen des De-Mail-Gesetzes zertifiziert wurde. 2012 hat das Bundesamt für Sicherheit im Fachbereich Informationstechnik die De-Mail-Dienste von Telekom und Francotyp-Postalia  zertifiziert. Sie stellen unabhängige Systeme dar, die von der E-Mail getrennt genutzt werden. Ein Übergang zwischen De-Mail und E-Postbrief ist  ebenso wenig gegeben.

Während des Anmeldeverfahrens bemerkt man, dass der E-Postbrief bereits seit zwei Jahren verwendet wird, denn es ist ein einfaches Prozedere: Verbraucher registrieren sich auf epost.de und drucken einen Coupon fürs Postidentverfahren aus. Den legen sie in einer Postfiliale zusammen mit ihrem Ausweis vor. Die Identifizierung kann auf Wunsch sogar der Briefträger übernehmen. Beide E-Postbrief-Zugänge sind im Test der Stiftung Warentest schon nach 24 Stunden einsatzbereit – Einer war sogar schon nach 4 Stunden freigeschaltet. Unterdessen findet die De-Mail-Identitätsprüfung bei der Telekom in den Shops des Dienstleisters statt. Der Zeitraum von Identifizierung bis Zusendung des Zugangspasswortes betrug hier sieben Tage. Bei Francotyp-Postalia dauerte es sogar einen ganzen Monat, weil das Unternehmen keine Läden betreibt. Ein Dienstleister wird zu den Kunden geschickt, um die Anmeldedaten mit dem Ausweis abzugleichen. Bis es dazu kam, musste der Tester jedoch drei Mal die Hotline anrufen. Neben der herkömmlichen Vorgehensweise bieten Francotyp-Postalia und Telekom zwar auch die Registrierung mithilfe der Online-Funktion des neuen Personalausweises an, aber sämtliche Bemühungen schlugen fehl. Eine Anmeldung war nicht möglich.

Die Eingabemasken der drei Dienste erinnern stark an die herkömmliche E-Mail: Adresse, Betreff und Text werden eingetragen und wie gewohnt formatiert. In der Zwischenzeit konnten die Kinderkrankheiten des E-Postbriefs zum Großteil geheilt werden – und auch PDFs können derweil schon angehängt werden. Aber auch nach zweijährigem Dauerbetrieb bricht der Service manchmal ab oder lädt nur äußerst langsam. Der Nutzer schickt seine E-Postbriefe entweder an reguläre Postadressen oder mailt ihn an andere E-Postbrief-Adressen. Der Preis pro Nachricht liegt bei 55 Cent. Darüber hinaus werden Restguthaben und Portokosten angezeigt. Soll die Nachricht an eine Postadresse verschickt werden, wird sie von der Post ausgedruckt und anschließend per Briefträger zugestellt. Im Porto sind drei Seiten in Schwarz-Weiß-Druck inklusive. Jede Seite, die darüber hinaus bedruckt und verschickt wird, kostet weitere 10 Cent.

Teilweise sind Internetseiten von De-Mail-Anbietern missverständlich konzipiert. Dadurch heben sie sich in der Benutzung auf umständliche Weise von herkömmlichen E-Mail-Anbietern ab. So wird auch die Chance für Fehlbedienungen ungemein erhöht. Darüber hinaus ist bei der Francotyp-Postalia-Nutzeroberfläche häufig mit Abstürzen zu rechnen oder die Seite baut sich nur langsam auf. Auch bei der Formatierung gibt es Unterschiede zur normalen Mail und zum E-Postbrief: Fett oder kursiv kann von der Telekom nicht angezeigt werden, während sich bei Francotyp-Postalia Formate in den Brief einfügen lassen, aber bei einer Telekom-Adresse im HTML-Code ankommen, der kaum noch lesbar ist.

Als Nutzer eines De-Mail-Dienstes kann man nur einem anderen De-Mail-Konto eine elektronische Nachricht schicken. Deshalb ist die Anwendbarkeit noch stark begrenzt. Um die De-Mail attraktiver zu machen, verschenkt die Telekom an jeden Nutzer drei frei-Mails im Monat. Außerdem ist die Nutzung bis zur 50ten Mail kostenfrei. Danach fällt ein Preis von 39 Cent an. Francotyp-Postalia nutzt einen anderen Berechnungsmaßstab: Hier ist die Größe der Mail entscheidend. Bis 50 Kilobyte zahlen Nutzer pro Nachricht 33 Cent. Werden die Sendungen größer, fallen Preise zwischen 39 und 49 Cent an. Extrakosten werden erhoben, wenn die Optionen Identitätsprüfung oder Versandkostenbestätigung gewählt werden. Negativ fällt auf, dass keiner der De-Mail-Anbieter die Versandkosten vor dem Versand anzeigt. Der Preis einer Sendung ist erst auf der Abrechnung vermerkt. Und die kommt für gewöhnlich erst einige Wochen später.

Die Post war sich bei ihrem E-Postbrief sicher, dass er in Sachen Vertraulichkeit und Rechtssicherheit mit einem klassischen Brief mithalten könne. Das wurde vom Landgericht Bonn angezweifelt, weil der E-Postbrief keine qualifizierte elektronische Signatur verwende. Rechtsverbindliche Erklärungen werden von ihm also nicht ersetzt, wenn sie in Schriftform vorgeschrieben sind. Beispiele dafür sind Vertragsauflösungen bei Mietwohnungen oder Versicherungspolicen. Hier kommt man nicht um einen Brief herum. Die Post hat derweil nachgezogen und beantragte die Zulassung eines eigenen De-Mail-Dienstes.

Eine Standard-De-Mail ist in etwa so vertraulich und sicher wie ein E-Postbrief. Doch es gibt sie in verschiedenen Sicherheitsausführungen, die selbst gewählt werden können. Persönlich, Abholbestätigung und Absendebestätigung sind die drei möglichen Optionen, die eine De-Mail sicher machen. Aber damit erfüllt sie trotzdem nicht die gesetzliche Schriftformerfordernis. Um das zu gewährleisten, wird eine qualifizierte elektronische Signatur benötigt. So will es das Signaturgesetz. Dem Anwender hilft dabei ein zertifiziertes Signierprogramm, das eine eigenhändige Unterschrift ermöglicht. Ein solches Programm ist kein Teil vom E-Postbrief und auch nicht von der De-Mail. Doch erst so kann ein Vertrag rechtssicher gekündigt werden, wenn dafür die Schriftform erforderlich ist. (LB/BHB)


 
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