Bei der privaten Rentenversicherung werden zu hohe Lebenserwartungen zugrunde gelegt
Diese Angewohnheit vieler Versicherer führt dazu, dass die Verbraucher mit überhöhten Versicherungsprämien konfrontiert werden. Der Bund der Versicherten ist die deutschlandweit größte private Verbraucherschutz-Organisation, sie hat derzeit über 50.000 Mitglieder. Den Versicherungsnehmern sind die Nachteile der Policen bei unterdurchschnittlicher Lebenserwartung mehrheitlich nicht bekannt, weil die Anbieter nicht oder nur unzureichend auf diese hinweisen. Die Mitarbeiter und Vermittler der Versicherer sind durch die angespannte Lage der Unternehmen hohem Verkaufsdruck ausgesetzt. Fast jedem wird eine private Rentenversicherung angeboten.
Die Vorwürfe der Verbraucherschutz Organisationen werden von den Anbietern zurückgewiesen. Die Firmen müssten sich entsprechende Sicherheitspolster zulegen, um mit Lebenserwartungen, die sich anders als vorhergesagt entwickeln, zurechtzukommen. Darüber hinaus wurden die Verbraucherschutz-Vorschläge, den Verbrauchern höhere Anteile aus den Risikogewinnen gesetzlich zuzuschreiben, von den Versicherern als unpassend abgelehnt. Die Versicherungsunternehmen sehen sich dadurch der Möglichkeit beraubt, Zeiten mit negativen Zinsentwicklungen durch andere Gewinnquellen zu überbrücken. Der Verbraucherschutz führt zwar brennende Probleme in der privaten Rentenversicherung an, er kommt mit seinen Verbesserungsvorschlägen jedoch einfach zur falschen Zeit.
Die Rentenversicherung leidet unter der Niedrigzinsphase
Die Versicherer haben in den Policen Garantiezinsen verankert, die sich vor Jahren noch spielend realisieren ließen. Doch seit der letzten Finanzkrise haben sich die Zinsen der Zentralbanken und somit auch der Institute immer weiter in Richtung null bewegt. Daher können die Versicherer immer schwerer die erforderlichen Beträge an den Finanzmärkten erwirtschaften und suchen andere Möglichkeiten. Die Verbraucherschutz-Verbände kritisieren das Verhalten der Versicherer zu Recht, doch die angespannte Lage der Unternehmen verhindert derzeit effiziente Lösungen.
Der Trend der niedrigen Zinsen wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen und die Probleme für die Anbieter der privaten Rentenversicherung weiter verschärfen. Um aus der finanziellen Zwickmühle zu kommen, müssten die Versicherer auf riskantere Anlagemöglichkeiten zurückgreifen. Dass dann die private Rentenversicherung zum unvorhersehbaren Glücksspiel für die Verbraucher wird, dürfte für die Verbraucherschutz-Verbände auch nicht die optimale Lösung sein. Den Herausforderungen der niedrigen Zinsen kann nicht einfach durch Risikoverlagerung begegnet werden.