Nur wer sich einen Steuerberater leisten kann, ist vermeintlich in der Lage, Schlupflöcher im Steuerdickicht zu nutzen.
DIW und FU Berlin: Untersuchung zur Steuerbelastung
Doch der Eindruck täuscht. In einer Untersuchung am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW und der Freien Universität Berlin wurde kürzlich die tatsächliche Steuerbelastung der Deutschen in Abhängigkeit vom Einkommen näher untersucht. Dabei wurden sämtliche Modelle zum Steuern sparen und Absetzungsmöglichkeiten berücksichtigt. Die Ergebnisse waren überraschend. Trotz der besonderen Möglichkeiten, die Beziehern höherer Einkommen zur Verfügung stehen, um ihre Steuerlast zu reduzieren, mussten sie im Vergleich zu Geringverdienern deutlich mehr Steuern bezahlen.
Steuern sparen: nicht nur für Reiche
Wesentliche Ursachen hierfür sind die Steuerprogression und die bei niedrigeren Einkommen stärker wirkenden Freibeträge und Pauschalen. Die geringer verdienende Hälfte der Deutschen zahlt demnach nur auf 40 Prozent ihres Einkommens Steuern, der Durchschnittssteuersatz liegt bei lediglich zwei Prozent. Die Reichsten zahlen dagegen auf 90 Prozent ihrer Einkünfte Steuern bei einem Steuersatz von 39 Prozent. Die sogenannten Besserverdienenden liegen dazwischen.
Automatische Steuerentlastung
Die Untersuchung zeigt, dass die bestehenden Steuervergünstigungen und Absetzungsmöglichkeiten den Progressionseffekt für Bezieher höherer Einkommen zwar abschwächen, aber nicht beseitigen. Bei Geringverdienern ist es im Prinzip gar nicht notwendig, komplizierte Regelungen für Steuern sparen einzuführen, der mit niedrigen Steuersätzen und Freibeträgen/Pauschalen bewirkte Effekt führt praktisch automatisch zur Steuerentlastung.
Ergebnisse richtig einschätzen
Allerdings sollten die Untersuchungsergebnisse nicht überinterpretiert werden. Das Datenmaterial basiert auf der Einkommensteuerstatistik 2005, der aktuellsten verfügbaren Datenbasis. Wie sich die Verhältnisse beim Steuern sparen heute darstellen, lässt sich daher nicht genau sagen. Nicht berücksichtigt wurde außerdem die Steuerhinterziehung - ein Weg zum Steuern sparen, der bislang vor allem von Vermögenden und Spitzenverdienern genutzt wurde. Ein weiteres Problem ist, dass gerade bei Selbständigen Aussagen wegen der oft unscharfen Abgrenzung von Privat- und Betriebsausgaben schwierig sind.
Keine Antwort auf Steuergerechtigkeit
Die Untersuchung gibt keine Antwort auf die Frage der Steuergerechtigkeit. Dabei geht es darum, welche Steuerbelastung in Abhängigkeit von Einkommen und Vermögen angemessen wäre.