Eine aktuelle Studie hat ergeben: 77 Prozent der Internetnutzer in Deutschland sind auch beim Fernsehen online. Dazu verwenden sie zumeist mobile Geräte: Notebook, Tablet und Smartphone, während das Fernsehgerät im Wohnzimmer verbleibt.
Unter einem Second Screen kann ein zweiter, zur selben Zeit genutzter Bildschirm verstanden werden. Der erste gehört zum Fernseher, während der zweite der des aktuell genutzten mobilen Geräts ist, auf dem sie parallel das aktuelle TV-Geschehen kommentieren.
Der Grund für dieses Engagement im Bereich des sozialen Multitaskings ist schnell ausfindig gemacht: Früher wie heute möchte der Bürger nicht allein fernsehen und sich über das Gesehene austauschen, doch heute, ohne dass eine andere Person physisch anwesend sein muss. „Social Viewing“ hat der TV-Journalist Richard Gutjahr das Phänomen getauft.
Als Kurzerklärung kann man sagen: Second Screen ist Fernsehen mit einem Zusatzkanal zu Freunden und Bekannten – zum Plaudern. Die neuesten Ausprägungen dieser neuen TV-Welt spielen den Zuschauern ein noch tiefergehendes Gemeinschaftserlebnis vor, wenn beispielsweise Spirituosen zu jeder vorher verabredeten Floskel oder Geste des TV-Moderators Markus Lanz getrunken werden. Dafür bürgerte sich bereits die Bezeichnung „Bullshit-Bingo“ ein.
Als größte Kanäle des Social TVs gelten die Sozialnetzwerke Twitter und Facebook. Weniger bedeutsam sind Plattformen wie TunedIn und Couchfunk. Nutzer kommentieren bei Facebook vor allem Casting-Shows und Doku-Soaps, die auf Privatsendern ausgestrahlt werden. Seit Juni 2012 protokolliert die Firma Goldmedia die Zahl der Beiträge zu bestimmten TV-Formaten für ihren TV-Monitor. Besonders beliebt ist die Pseudo-WG-Doku namens „Berlin – Tag & Nacht“, grade bei Jugendlichen. Dieselbe Sendung wird von Twitter-Fans dagegen selten frequentiert.
Mag Ihnen unter Umständen das nötige Sendungsbewusstsein fehlen, ist das nicht weiter verwerflich, wenn Sie sich für Second Screen interessieren und daran teilhaben möchten: Allein mitzulesen hat manchmal einen größeren Unterhaltungswert als die eigentliche Sendung.
Per Facebook ist es sehr einfach zu partizipieren, denn sobald die offizielle Seite der Sendung ausfindig gemacht worden ist, können selbst Einträge gemacht oder die der anderen Nutzer mitgelesen werden.
Über Twitter, den SMS-ähnlichen Nachrichtendienst mit maximal 140 Zeilen pro Beitrag, ist es ebenso gut möglich, an Second Screen teilzuhaben. Hier wird man auf die Beiträge der anderen Nutzer durch den sogenannten Hashtag aufmerksam, der als Suchbegriff mit einem vorangestellten Rautezeichen fungiert. Schreibt man etwas zum aktuellen Tatort, wird der Hashtag „#Tatort“ ergänzt.
Darüber hinaus gibt es spezielle Apps, die TunedIn oder Couchfunk heißen und extra für die Second-Screen-Nutzung entwickelt worden sind. Sie finden ihre Anwendung auf Tablets oder Smartphones. (LB/BHB)