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Schweizer Votum: Vorbild für Deutschland

Die Begrenzung der Managergehälter in der Schweiz hat nun auch in Deutschland für Gesprächsstoff gesorgt. Vonseiten der Parteien zeigt sich Begeisterung und Lob, während bei den Wirtschaftsexperten die Skepsis vorherrscht.


Schweizer Votum: Vorbild für Deutschland

Nun fordern auch die deutschen Politiker eine Debatte über Gehaltsgrenzen bei den überzogenen Gehältern der Top-Manager. Frei nach dem Vorbild der Schweiz. Joachim Poß, stellvertretender SPD-Fraktionschef, empfindet den Volksentscheid als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, um zukünftig der Abzocke nicht nur im Management, sondern auch in anderen Bereichen zu begegnen. Das Schweizer Ergebnis sollte als Ermutigung für eine Einführung einer europäischen Richtlinie gesehen werden.

Eine Übertragung von der Schweiz auf Deutschland sei nicht eins zu eins möglich, so Poß weiter. Die Bevölkerung ist nicht länger bereit, das perverse Boni-System zu akzeptieren, weder bei den Banken, noch in der realen Wirtschaft.

Positiv äußerte sich auch Michael Fuchs, CDU-Wirtschaftsexperte, über die Initiative der Schweiz. Auf diesem Weg würden die Eigentümer und nicht der Staat die Gehaltsentscheidungen in den Unternehmen treffen, so Fuchs. Aktionäre würden genau wissen, was sich ein Unternehmen leisten kann. 

Ein Vorbild im Kampf gegen die Gehaltexzesse

Für Jürgen Trittin, Fraktionschef Die Grünen, sollte die Schweiz als Vorbild genommen werden, um gegen die Gehaltsexzesse in der Finanzbranche vorzugehen. Schärfere Regeln sollten auch in Deutschland eingeführt werden. Ebenfalls zum Handeln wird Deutschland von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht aufgefordert. Nach Wagenknechts Meinung ist Deutschland für die überdrehten Gehälter der Manager, mit denen das Leistungsprinzip untergraben wird, ein Paradies.

Kritik wird laut an den Millionen-Provisionen, die die Deutsche Bank ihren Bankern zahlt. Christian Lindner, FDP-Vorsitzender Nordrhein-Westfalen, geht davon aus, dass nicht nur das Gesetz die Freiheit begrenzt, sondern auch das Verantwortungsgefühl. Entscheidungen, die man in Freiheit treffen konnte, sollten in ihren Gründen auch Bestand vor Moral, Vernunft und dem Gemeinwohl haben, so Lindner. 

Eine Regulierung erachten die Wirtschaftsexperten für falsch

Michael Hüther, Wirtschaftsexperte im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, befürwortet zwar die öffentliche Diskussion, jedoch ist Hüther der Meinung, anstatt von Gesetzen bedarf es mehr Vorstände und Aufsichtsräte,  die Verantwortung übernehmen.

Thomas Straubhaar, Direktor Hamburger Weltwirtschaftsinstitut, hält nichts von den Eingriffen im Bereich der Managergehälter von außen. Nach seinem Empfinden haben sich die Öffentlichkeit und auch der Gesetzgeber aus den Gehaltsabsprachen der privaten Unternehmen völlig rauszuhalten, so der Schweizer Ökonom weiter.

Laut einem amtlichen Ergebnis sprachen sich 67,9 der Teilnehmer an dem Schweizer Referendum, das entspricht 1.615.720 Stimmen für die „Volksinitiative gegen die Abzockerei“ aus. Die gesamte Beteiligung lag bei 64 Prozent.

Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, dass künftig über die Gehälter der Top-Manager von den Aktionären entschieden wird. Wer gegen die Regelungen verstößt, kann mit hohen Geldstrafen oder auch Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren rechnen. Da es vor in Krafttreten der Regelungen einem entsprechenden Gesetzesentwurf durch die Regierung bedarf, der dem Parlament vorgelegt werden muss, könnte es eventuell noch zu Ausnahmen oder Abschwächungen kommen. (DR/BHB)


 
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