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S&K Immobilien mit zweifelhaftem Vorgehen

Eine wertlose Tüv-Bescheinigung half der Immobilienfirma S&K, Kunden für ihre zweifelhaften Fonds zu gewinnen. Der Tüv hatte dagegen nichts einzuwenden. Jetzt wurden die Gründer von S&K verhaftet – Während die Staatsanwaltschaft Betrugsvorwürfe erhebt, müssen die Anleger um ihr Geld bangen.


S & K Immobilien mit zweifelhaftem Vorgehen

Prüfergebnis des Tüvs hilft beim Kundenfang

Egal, ob Bescheinigung, Note oder Siegel – sobald der Tüv sie ausgestellt hat, erweckt das Vertrauen. Stephan Schäfer und Jonas Köller, den Namensgebern der Immobilienfirma S&K aus Frankfurt, war das klar, als sie den Tüv Süd beauftragten, den Wert ihrer Immobilien zu bescheinigen. Später schickten sie die Vermittler mit diesem Prüfergebnis los, um Kunden zu gewinnen. Unzählige Anleger haben dem Prüfbericht daraufhin vertraut, der dem Unternehmen Ende des Jahres 2011 einen Verkehrswert in Höhe von 101 Millionen Euro beschied. Dabei zeigte sich schon vor Jahren: Der Tüv hat insgesamt wenig Glück damit, wenn es um die Bewertung von Geldanlagen geht. Andere Stellen des Tüv hatten ihre Beurteilungen schon 2008 und 2009 eingestellt, weil sie schon damals umstritten gewesen sind.

Pleitenchronik

Am 19. Februar 2013 bemerkten die Anleger zum ersten Mal, dass die Bescheinigung des Tüv Süd nicht gerade dazu taugte, Vertrauen zum Unternehmen S&K aufzubauen: Ausgehend von einer bundesweiten Großrazzia wurden die Geschäftsführer von Firmen verhaftet, die mit S&K zuvor zusammengearbeitet haben, sowie  die beiden Gründer Schäfer und Köller. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet: gewerbs- und bandenmäßiger Betrug. Darüber hinaus lebten die Gründer in übertriebenen Verhältnissen, wozu sie das Geld der Anleger verprassten. Seit dem Zeitpunkt dieser Inhaftierung mussten viele Firmen Insolvenz anmelden, die geschäftlich mit S&K zusammengearbeitet haben. Dazu zählten Fondskonzepte wie SHB Innovative und Emmissionshäuser, wie zum Beispiel die Deutsche Capital Management AG. Ebenso wurden sechs Immobilienfonds mit dem dazugehörigen Emissionshaus United Investors zahlungsunfähig. In die Fonds sollen Anleger weit mehr als 100 Millionen Euro gesteckt haben. Nun prüfen Insolvenzverwalter, ob es überhaupt noch ein Vermögen gibt.

Anlegergeld verprasst

Das scheint reichlich unwahrscheinlich, weil beide von S&K ausgegangenen Fonds das Geld der Anleger nicht direkt in Immobilien investiert haben. Sie gaben das Anlagegeld in Form von Darlehen an United Investors weiter, was seines Zeichens das Geld weiterreichte, während Schäfer und Köller das Geld selbst für alles Mögliche nutzten. So erwarben sie ein Unternehmen, in welches sie Vertraute als Geschäftsführer einsetzten, damit sie auf diesem Weg zusätzliche Barmittel bekommen konnten. Das wurde unter anderem auch durch den vom Tüv bestätigten Verkehrswert des Unternehmens gefördert.

Tüv-Bescheinigung als Vertrauensplakette

Ein Kunde aus Potsdam gibt an: Ohne das Zutrauen des Tüvs hätte er niemals Ende 2012 einen Betrag von über 25 000 Euro in den S&K – Sachwerte-Fonds eingezahlt. Ihm sei von vornherein die Auszahlung in Höhe von einem Prozent pro Monat, beziehungsweise 12 Prozent im Jahr, äußerst hoch vorgekommen. Doch der Vermittler aus dem Hause Euro Kontor mit Sitz in Potsdam erklärte ihm, S&K sei ein Unternehmen, das sich auf den Kauf von Immobilien spezialisiert habe, die weit unter Verkehrswert lägen, wodurch ungemein hohe Rohgewinne erzielt würden, die andere Unternehmen eben nicht abwerfen würden. Um das zu beweisen, legte er dann die Tüv-Bescheinigung vor, wodurch die Zweifel des zukünftigen Anlegers vollständig beseitigt wurden.

Die Sache aus der Sicht vom Tüv

Das schlichte Vorgehen des Tüvs basierte darauf, die An- und Verkaufspreise der Immobilien lediglich aufgrund von Dokumenten festzustellen, die S&K vorlegten. Ein Sachverständiger – heute sitzt er in Untersuchungshaft – verfasste den Großteil der Wertgutachten. Der Tüv hielt sich bedeckt, was die Geldsumme betrifft, mit der S&K ihn dafür entlohnte. Auch könne die Tüv Management Service  GmbH keinen Einblick in die für die Prüfung herangezogenen Kriterienkataloge gewähren, da man verpflichtet sei, diese Dinge vertraulich zu behandeln. Außerdem handelte es sich dabei nach Aussage einer Mitarbeiterin des Fachbereichs Unternehmenskommunikation um eine interne Bescheinigung. Hier würde ausschließlich nach den Regeln des Kunden geprüft. S&K hätte niemals damit Werbung betreiben dürfen.

Schlechtes Gewissen?

Dennoch stellt sich beim Tüv kein schlechtes Gewissen ein, immerhin wusste man dort um die verbrecherische Praxis der unerlaubten Werbung mit dem Tüv-Bericht. Das sollte nach Angaben des Tüvs schon Monate vor der Inhaftierung Schäfers und Köllers unterbunden werden, doch eine zufriedenstellende Lösung wurde nicht gefunden. In diesem Punkt muss sich das Unternehmen zu Recht fehlende Konsequenz vorwerfen lassen. Als letztes bleibt abzuwarten, ob der Tüv für die Verluste der Anleger haftbar gemacht werden kann.

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