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Revolution im Produktionswesen absehbar (2)

Die ersten großen Potenziale erwarten Entwickler beim Energiesparen. Wenn die Fertigungsroboter untereinander vernetzt sind, können sie sich bei Produktionspausen von selbst abschalten. Beinahe ein Drittel der Zeit befindet sich etwa ein Roboter für die Automobilproduktion im Wartezustand. Während dieser Zeit wird dennoch Energie verbraucht. Roland Bent als Geschäftsführer der Firma Phoenix Contact entwickelt die neue Technik und stellt ein vollautomatisches Abschalten und Wiederhochfahren der Geräte in Aussicht. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, bestimmt die Anlagensteuerung von selbst, wenn sie mit den Robotern kommuniziert.


Revolution im Produktionswesen absehbar (2)

Das schwäbische Familienunternehmen Trumpf fertigt Werkzeugmaschinen. Jürgen Prokop ist der dortige Entwicklungsleiter. Er hat die Vision einer „Social Maschine“, die sich selbst in den Fertigungsprozess einschaltet, der dadurch schneller und flexibler wird.

Der Produktivitätsfortschritt im Zuge von Industrie 4.0 beläuft sich auf gut 30 Prozent, wenn man den Zukunftsprognosen von Klaus Mittelbach vom Zentralverband Elektrotechnik und Elektrotechnikindustrie glaubt. Das stelle einen gigantischen Entwicklungssprung dar, den die Maschine selbstständig vollführt. Liegt ein Werkstück zur Bearbeitung bereit, ist es randvoll mit Informationen, die über Lasererkennung, Barcodes oder Sensoren ausgelesen werden und sogleich erklären, wie es bearbeitet werden muss.

Vorfreude bei der Industrie

Folglich werden die benötigten Werkzeuge dann von selbst angepasst. Etwa wenn es darum geht, Löcher zu bohren. Das bringt eine Zeitersparnis und optimiert so den Fertigungsprozess, bei dem es heute darum gehe, mit möglichst hoher Effizienz die größtmögliche Anzahl an identischen Teilen herzustellen, wie Michael Hönig als Leiter von Division Elektronik bei Weidmüller erklärt. Jetzt ist es an der Zeit, die zuvor angestrebte Automatisierungspyramide abzulösen und ein Netzwerk ins Leben zu rufen, das die Produktionssteuerung selbst in die Hand nimmt.

Auch der Fraunhofer-Präsident Reichmund Neugebauer meldet sich zu Wort. Seiner Meinung nach werden die Innovationszeiten zukünftig immer kürzer. Außerdem kämen individuelle Produkte hinzu. Beides erfordert wandelbare Fabriken und flexible Fertigung. Das könne nur durch lernende Maschinen erreicht werden, die Verschleiß vorzeitig erkennen und sich auch sonst selbstständig Daten beschaffen. So sehe die Industrie 4.0 aus.

Die Industrie leckt sich nach solcherlei Lösungen bereits die Finger, wie eine aktuelle Umfrage der Forsa-Meinungsforscher zeigt. Bei der Auftragsstudie vom Softwareentwickler SAS haben 84 Prozent von den 200 befragten Firmen bekräftigt, dass die Zukunft vor allem in kommunizierenden oder vernetzten Produktionsstätten liege.

Bedarf an hochqualifizierten Arbeitnehmern steigt

Bei General Electrics ist die Euphorie schon jetzt zu hören, wenn Vize-Präsident William Ruh beteuert, dass es im kommenden Jahrzehnt keine größere Chance geben wird. Wenn die industriellen Maschinen jetzt an Intelligenz gewinnen und ein Mitspracherecht erhalten, sobald sie vernetzt sind, erhöht sich die Produktivität dadurch rasant – So, wie es die Welt noch nicht gesehen habe.

Für Deutschland stehe sogar die Rettung der Wettbewerbsfähigkeit in Aussicht, obwohl sich die Zahl der Arbeitsplätze in der Fertigung langfristig reduzieren würde. Andererseits könne damit die Produktion in unserem Hochlohnland verwurzelt werden. Ist die Entwicklung erst in Schwung gekommen, steigt der Bedarf von Facharbeitern und Ingenieuren an. Ihre Arbeit könnte dann so aussehen, dass mobile Geräte ihnen den Zutritt in den Kommunikationsraum zwischen Werkstück und Fertigungsroboter ermöglichen. (LB/BHB)


 
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