Großbanken vernachlässigen ihr Kerngeschäft
Jetzt hat der Vorstandssprecher der Quirin Bank, Karl Matthäus Schmidt, in einem Interview einige grundsätzliche Anmerkungen zur Rolle der Banken in Deutschland gemacht. Dabei stehen insbesondere die Großbanken, aber auch die Landesbanken im Fokus. Die Institute hätten sich zu einem erheblichen Teil von ihren Kernaufgaben entfernt, so Schmidt. Anstatt Kunden gut zu beraten und die Wirtschaft mit Krediten zu finanzieren, hätten sie sich in großem Umfang spekulativen Geschäften mit hohen Risiken zugewandt. Grund sei das immer stärker ausgeprägte Shareholder Value-Denken, das dazu geführt habe, höchste Eigenkapitalrenditen anzustreben. Das sei über fragwürdige Praktiken wie die Gründung von Zweckgesellschaften und Hebelkonstruktionen erfolgt.
Unwirtschaftliche Banken in die Insolvenz schicken
Schmidt sieht in diesen Entwicklungen denn auch einen wesentlichen Grund für die Schieflage vieler Institute. Die Lösungen der Politik hätten dabei nicht zu einer Entflechtung, sondern im Gegenteil zu einer stärkeren Verflechtung von Staat und Banken geführt. Der Staat stütze die Banken mit Rettungsmaßnahmen, diese kauften wiederum in großem Umfang Staatsanleihen. Der Sprecher der Quirin Bank fordert hier ein grundsätzliches Umdenken. Der Staat solle sich von der Vorstellung verabschieden, große Institute um jeden Preis retten zu müssen.
Das Bankensystem benötige für seine Funktionsfähigkeit Großbanken nicht unbedingt. Die Konsequenz sei: Banken, die unsolide wirtschaften, sollten auch in die Insolvenz gehen. Schmidt plädiert vor diesem Hintergrund für eine stärkere Aufteilung des Bankensektors in kleinere Einheiten. In der dezentralen Organisation der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken sieht der Sprecher der Quirin-Bank dafür ein Vorbild.
Quirin-Bank: mehr Verbraucherschutz nötig
Beim Verbraucherschutz hält er in Deutschland noch erhebliche Verbesserungen für notwendig. Andere europäische Länder seien dabei schon deutlich weiter. Schmidt spricht sich in diesem Zusammenhang für ein europaweites Provisionsverbot in der Finanzberatung aus. Die bisherigen Ansätze in Deutschland zur Förderung der Honorarberatung gingen zwar in die richtige Richtung, seien aber zu zaghaft. Die Honorarbasierung der Beratung hält der Quirin Bank-Sprecher einen substantiellen Beitrag für mehr unabhängige Finanzberatung.