Zuvor hatten vor allem Unternehmen in der Solarbranche aufgeben müssen. Die Insolvenzwelle überrascht angesichts der geplanten Energiewende und der Rolle, die erneuerbare Energien dabei übernehmen sollen.
Segen und Fluch: die EEG-Umlage
Eigentlich sind die Voraussetzungen für unternehmerische Tätigkeiten in diesem Bereich hervorragend. Dank EEG-Umlage sind nämlich die Erlöse für die Stromerzeugung langfristig staatlich garantiert. Welche Branche kann sonst schon auf praktisch sichere Umsätze bauen! Die Probleme müssen daher woanders liegen.
Bei genauerer Betrachtung fallen einige Knackpunkte auf. Die Umsatzgarantie erweist sich nicht nur als Segen, sondern auch als Fluch. Die Sicherheit, die sie für die Kalkulation von Erlösen bietet, hat offenbar dazu geführt, in anderen Bereichen besondere Risiken einzugehen. Dabei wurden einige grundlegende betriebswirtschaftliche Regeln außer Acht gelassen.
Betriebswirtschaftliche Grundregeln ignoriert
Im aktuellen Fall Prokon zeigt sich zum Beispiel ein eklatanter Finanzierungsfehler. Windparks binden langfristig Kapital. Da ist es riskant, - wie bei Prokon geschehen -, die Finanzierung auf Genussrechten mit jederzeitiger Kündigungsmöglichkeit aufzubauen. Ebenso wenig ist es vertretbar, dafür Zinsen zu zahlen, denen keine entsprechenden Erträge gegenüberstehen.
Auch den Wettbewerb zu ignorieren, erweist sich als fatal. Das mussten vor allem Unternehmen in der Solarindustrie erfahren, die sich mit ihren hohen Produktionskosten nicht gegen die Billigkonkurrenz aus China behaupten konnten. Die Lösung sollte hier wieder der Staat in Form von EU-Strafzöllen für China-Importe bringen. Da hatten aber schon einige führende Unternehmen der Branche Insolvenz anmelden müssen.
Erneuerbare Energien wecken Emotionen
Vielfach ist das Unternehmenskonzept nicht ausreichend durchdacht. Die Szene wird von charismatischen Gründerpersönlichkeiten geprägt, die Investoren mehr mit ihrem Auftreten und emotionalen Argumenten als mit Zahlen und Fakten beeindrucken. Häufig zählt das unternehmerische Agieren mehr als planvolles Vorgehen.
Außerdem gelten erneuerbare Energien als chic. Wer sich hier engagiert, investiert in die Zukunft und tut etwas für den Umweltschutz - so das Image. Renditeversprechen, die alle anderen am Kapitalmarkt erzielbaren Erträge in den Schatten stellen, kommen hinzu. Auch viele Anleger haben daher anscheinend ihren Verstand bei grünen Investments ausgeschaltet. Ob der Fall Prokon jetzt zur Ernüchterung führt, wird sich zeigen.
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