Sinofsky wirkte nicht nur bei der Entwicklung von Windows 8 maßgeblich mit, sondern präsentierte das Betriebssystem auch nach außen hin. Deswegen verwundert die Entscheidung von Microsoft-Chef Steve Ballmer zunächst, der in einer Mitteilung an alle Angestellten erklärte, Sinofsky sei freiwillig gegangen. Allerdings fehlten übliche Formulierungen, die das Bedauern über den Weggang ausdrückten.
Sinofskys Arbeit werde nun an die Software-Ingenieurin Julie Larson-Green und die Marketing-Spezialistin Tami Reller aufgeteilt, geht weiterhin aus dem Brief hervor.
Sinofsky zeigte sich auch für die Office-Pakete verantwortlich, die fehlerfrei liefen und brachte damit Microsoft mehr Geld ein, als die Firma mit den Betriebssystemen machte.
Nach dem Flop von Windows Vista übernahm Sinofsky die Betriebssystem-Sparte und konnte mit Windows 7 punkten. Es erschien pünktlich und ohne Fehler.
Dass er sich bei seinem plötzlichen Aufstieg und mit all der Macht in seinen Händen, nicht nur Freunde machte, dürfte klar sein. Sinofsky hatte schnell viele Feinde innerhalb des Unternehmens und musste sich auf so manchen Streit einlassen – was nun vermutlich seine Karriere bei Microsoft beendet hat. Obwohl Windows 8 eher moderat startet, wird es als Revolution des Windows-Betriebssystems gesehen, also kann seine plötzliche Kündigung wohl kaum an seinen fachlichen Kompetenzen gelegen haben.
Sinofskys größtes Manko lag vermutlich darin, den unternehmensinternen Konkurrenzkampf zu weit zu treiben, was letztlich dazu führte, dass eine Integration der einzelnen Microsoft-Produkte nicht möglich war. Dabei ist es das, was Microsoft derzeit braucht, um gegen den Konkurrenten Apple anzukommen.
Von daher ist es kaum verwunderlich, dass Sinofskys plötzlicher „Austritt“ aus dem Unternehmen zu diesem Zeitpunkt kam, schließlich ist Windows 8 problemlos auf dem Markt und ein Nachfolger ist erst für 2014 geplant. (NS/BHB)