Einige Menschen mögen geometrische Formen, wie auch komplizierte Formeln. Andere hingegen haben bei diesem Thema Verständnisprobleme. Den Grund dafür erforschen Wissenschaftler nur langsam. Eine Ursache könnte der kulturbedingte Umgang damit sein und die Verteilung der Geschlechterrollen.
Nun wurden Ergebnisse einer Langzeitstudie aus Bayern bekannt. Dort sind über sechs Jahre lang die gleichen Schüler im Hinblick auf ihre Matheleistungen und deren Veränderung untersucht worden. Kou Murayama von der Universität München kam zusammen mit seinen Kollegen zu dem Ergebnis, dass nicht Intelligenz der entscheidende Faktor ist, sondern die Motivation beim Leistungszuwachs besonders wichtig ist.
Sie veröffentlichten in der Fachzeitschrift „Child Development“ einen Artikel, in dem sie herausstellten, dass es nicht darauf ankomme, wie schlau die Kinder seien. Zumindest bei älteren Matheschülern. In den frühen Jahren hingegen gäbe es diesen Zusammenhang. Die späteren Lernfortschritte können jedoch als Früchte von Motivation und der praktizierten Lernstrategie angesehen werden. Diese Erkenntnisse seien im Kontext unseres bisherigen Denkens über das Mathematiklernen sehr beeindruckend.
Der Studie lag das „Palma“-Projekt zugrunde: eine Analyse von Leistungsentwicklungen im Schulfach Mathematik, das an Gymnasien, Real- und Hauptschulen durchgeführt wurde, indem 3530 Schüler von der 5. bis zur 10. Klassenstufe getestet worden sind. Als Ergänzung dienten Intelligenztests, die am Ende der Klassen 5 und 7 durchgeführt worden waren.
Eine Bewertung der Motivation wurde durch Evaluation durchgeführt: Psychologen stellten mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl, die eine hohe, durchschnittliche oder niedrige Motivation der Schüler verriet. Außerdem fragten die Wissenschaftler Lernstrategien ab und fanden heraus, ob ihre Probanden verschiedene Teilbereiche der Mathematik miteinander verknüpfen konnten.
Als Ergebnis manifestierte sich, dass Schüler sich besonders dann sehr deutlich in Mathe verbessern, wenn sie an den Erfolg ihres Lernens glauben, wenn ihnen das Fach Spaß macht und wenn sie besonders geschickte Lernstrategien anwenden.
Ein weiteres Ergebnis der Studie besagt, dass das Auswendiglernen von Lösungswegen oft keinen großen Erfolg mit sich bringt und sogar schädlich sein kann. Hier wird das Nachdenken nämlich nicht gefordert und schnell werden Meter mit Grad, oder Sekunden mit Quadratzentimetern verrechnet. Lernen Schüler für gute Zensuren, liegt demnach also eine extrinsische Motivation vor, hilft das in der Regel nur kurzzeitig. Wirkt die Motivation hingegen intrinsisch, also kommt von Innen und beruht auf Spaß am Stoff, so können sich auch langfristig bessere Ergebnisse einstellen. Deshalb ist es auch keine gute Sitte, wenn die Kinder zum Mathelernen gezwungen werden.
Dank der Studie ist es jetzt in begrenztem Maße möglich, vorauszusagen, wie sich der Erfolg eines Matheschülers entwickeln wird. Bislang kann man sich aber immer noch nicht erklären, warum manche das Fach mögen und andere wiederum nicht. (LB/BHB)