Er ist ein Mann klarer Worte: Altkanzler Helmut Schmidt. Eine Leidenschaft, die er mit Peer Steinbrück teilt. Dabei genießt Schmidt jedoch den Vorteil, dass er ungestört austeilen kann, während Steinbrück durch seine offene Art im Wahlkampf immer wieder Probleme verursacht.
Gegenüber dem „Handelsblatt“ fand Helmut Schmidt im Bezug auf die Bundeskanzlerin sehr klare Worte. Angela Merkel sein eine, die sich mit Finanzen nicht auskennt, aber dennoch darüber verfügt, so der Altkanzler. Damit zielte Schmidt auf den gewaltigen Zahlungsbilanzüberschuss ab, den Deutschland Jahr für Jahr ausweist. In anderen Worten heißt das: Die Bundesrepublik exportiert jährlich deutlich mehr Waren, als sie importiert. Nach Meinung des Altkanzlers muss der Zahlungsbilanzüberschuss durch eine Anhebung von Löhnen und Gehältern abgebaut werden. Denn in den zurückliegenden Jahren seien es gerade die Löhne und Gehälter, die nicht in einem angemessenen Rahmen gestiegen wären.
Gleichwohl weist Helmut Schmidt eine deutsche Führungsposition bei der europäischen Schuldenkrise von sich. Seiner Ansicht nach sind die Deutschen aufgrund ihrer Weltkriegsvergangenheit für eine Führung innerhalb Europas für die kommenden Jahrhunderte ausgeschlossen. Anstelle dessen wäre es nach Schmidts Meinung ideal, würde der Kern der EU Gebrauch von den Vorschriften des Lissabonner Vertrages machen. Diese besagen, dass es zulässig sei, dass einige Teilnehmer eine engere Zusammenarbeit miteinander vereinbaren, als in der gesamten EU.
Von Schmidts Kritik blieb auch das Bundesverfassungsgericht nicht verschont. Aufgrund der Tatsache, dass diverse Richter zeitgleich als Professoren tätig sind und öffentliche Vorträge über Themen halten, über die sie zu einem späteren Zeitpunkt Recht sprechen sollen, vertritt Schmidt die Meinung, dass eine hundertprozentige Unabhängigkeit der Verfassungsrichter nicht garantiert ist. (DR/BHB)