Der Kampf gegen den blauen Dunst soll die Lebenserwartung begünstigen
Mit diesem Argument werden seit Jahrzehnten die Tabaksteuern erhöht. Doch führt diese Extrembesteuerung kaum zur Einsicht, sie zwingt lediglich die Ärmsten der Gesellschaft angesichts hoher Preise zu Konsumverzicht. Die Aufklärungsbemühungen sind, solange sie auf belegbaren Argumenten basieren, wesentlich geeigneter, Menschen vom Rauchen abzuhalten. Die Verbraucher werden zum Nachdenken veranlasst und treffen dann ihre persönlichen Entscheidungen, für oder gegen die Angewohnheit - trotz Schockverpackungen.
Amerikanische Forscher haben die Entwicklung der Lebenserwartung seit Beginn der Anti-Raucher-Kampagnen Mitte der 60er Jahre verfolgt und meinen, Verbesserungen zu erkennen. Nach ihren Ausführungen fanden in den letzten 50 Jahren circa 18 Millionen Amerikaner den Tod, weil sie geraucht hätten. Die Forscher behaupten, dass diese Zahl ohne die zwischenzeitlich durchgeführten Restriktionen bei 25 Millionen liegen würde. Weltweit sei die Zahl der Raucher in den letzten Jahren gestiegen, prozentual zeigt sie sich jedoch geringer aufgrund des schnell steigenden Bevölkerungszuwachses. Die Ansicht über die Gefährlichkeit des Rauchens in Verbindung mit der Lebenserwartung wird nicht von allen Wissenschaftlern geteilt. Viele Experten sehen die Gefahr des blauen Dunstes nicht in dieser drastischen Form gegeben, sie sind gegen die öffentliche Diskriminierung von Rauchern. E-Zigaretten können da auch nichts bewirken.
Die Lebenserwartung hängt nicht allein vom Rauchverhalten ab
Grundsätzlich gilt für viele Genussmittel, solange sie in geringen Mengen genossen werden, stellen sie keine Gefahr dar. Dass Kettenraucher ebenso gefährlich leben wie Menschen, die sich täglich mindestens eine Flasche Hochprozentigen gönnen, leuchtet ein. Doch birgt das Leben viele andere Umstände, welche sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken.
Alltäglicher Stress, verbunden mit hohem Leistungsdruck und begleitenden Beziehungsproblemen sind absolut tödliche Cocktails. Doch diese weitverbreiteten Risiken für die Lebenserwartung werden in unserer Gesellschaft toleriert, sie sind eben charakteristische Begleiterscheinungen der modernen Industriegesellschaft. Das Max-Planck-Institut hat herausgefunden, dass die Einkommensverhältnisse sehr oft entscheidend für die Lebenserwartungen sind. Der Studie zufolge sterben Menschen mit geringen Einkommen fünf und mehr Jahre früher als Wohlhabende. Dass es deswegen zu Kampagnen gegen Billiglöhne kommen wird, darf sicher bezweifelt werden.