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Kaum Rendite bei Rohstoffspekulationen

Mit dem Hunger der Weltbevölkerung etwas zu verdienen, ist zum einen moralisch zweifelhaft. Zum anderen sind die Renditeaussichten eher mager.


Kaum Rendite bei Rohstoffspekulationen

Die Preise im Lebensmittelbereich steigen nicht an. Ganz im Gegensatz zu Treibstoffen aller Art, Gas, Strom und Miete. Ein Ei hat zu diesem Osterfest nicht nur genauso viel gekostet wie schon vor einem Jahr, sondern sogar weniger als vor zehn Jahren, ganz zu schweigen von einem Vergleich mit den Eierpreisen vor 40 Jahren. Damals arbeitete ein deutscher Angestellter im Durchschnitt sechs Minuten für eine Zehnerpackung Eier. Heute hat sich die Zeit auf drei Minuten halbiert.

Agrarrohstoffe gelten gemeinhin als gefährliche und riskante Finanzprodukte. So wählten auch die Besucher der Internetseite von Sven Giegold, einem grünen EU-Abgeordneten, Zertifikate auf Getreide, Zucker und andere Lebensmittel seien sogar die riskantesten Finanzprodukte, die es in Europa zu erwerben gäbe. Mit dem hohen Risiko gehe auch immer eine große Chance auf satte Gewinne einher, wie uns die Kapitalmärkte gelehrt haben. Doch muss hier die Frage gestellt werden, ob dieser Zusammenhang tatsächlich besteht.

Bessere Aussichten für skrupellose Investoren?

Es gibt Beispiele, die dafür sprechen, wie der US-Fond „Vice Fund“. Dieser Fonds investierte ausschließlich in die Aktien von Casinobetreibern, Rüstungskonzernen, Schnapsbrennern und Tabakherstellern. Seine Skrupellosigkeit wurde mit einem Wachstum von jährlich 12,2 Prozent im Durchschnitt belohnt. Damit schlug er den S&P Index, der am Gesamtmarkt gemessen wird, um vier Prozent. Moralisch unbedenkliche Aktien wie der Ave Maria Catholic Values Funds mussten sich mit drei Prozentpunkten weniger begnügen.

Häufig lohnt sich die Zockerei, wenn der Investor keine hohe moralische Messlatte überwinden muss. Bei Agrarrohstoffen sieht die Welt jedoch anders aus: Wenn schon die moralischen Gründe nicht abschreckend genug sind – die finanziellen sind es allemal. Seit Jahrzehnten stellen sich Eier und Milch, genau wie andere nicht börsennotierte Produkte, als ein Grab für den Renditeerwerb heraus. Für jeden Anleger ist die Preisentwicklung desaströs und weit entfernt von den Gewinnen, die durch Gold, Kupfer oder Öl erzielt werden können.

Lohnenswertere Investition in Saatgut- und Düngemittelhersteller

Trotz dieses Widerspruchs schafften es viele Finanzdienstleister über Jahrzehnte, diesen Preisverfall als Chance zu begreifen. Sie deuteten den Sachverhalt nach dem Motto um, dass auch alles ganz anders sein könnte: Der Rohstoffguru Jim Rogers verfolgt die Sichtweise, dass Agrarrohstoffe Sachwerte seien und damit einen Inflationsschutz besäßen. Zum anderen sei man als solcher Investor der Gewinner aus Globalisierung und Bevölkerungswachstum. Die Inder, Chinesen und Brasilianer bekämen mittlerweile großes Interesse an Fleisch, Zucker und Kaffee.

Seit dem Jahr 1970 hat sich die Weltbevölkerung fast verdoppelt. Die Globalisierung schritt sehr schnell voran und die Schwellenländer boomten. Während der letzten Dekade fand ein Run auf Rohstoffe statt. Laut der britischen Bank Barclays wurde ein dreistelliger Milliarden-Betrag in derartige Investmentprodukte gesteckt, während die Preise von Agrarrohstoffen weder stiegen, noch einen langfristigen Inflationsschutz boten.

Glaubt man dennoch der Erzählung von dem rasant steigenden Bedarf nach Agrarrohstoffen, sollte man besser andere Wege gehen und Aktien von Unternehmen kaufen, die dabei sind, den allgemeinen Hunger auf Rohstoffe zu reduzieren. Das sind beispielsweise Landmaschinenhersteller, Düngemittelproduzenten und Saatgutkonzerne. Aktien der weltweit 40 größten Firmen, die im Bereich der Agrarrohstoffe tätig sind, stiegen in den vergangenen zehn Jahren um etwa 19 Prozent. Das hat die Deutsche Börse im DAXGlobal Agribusiness berechnet. (LB/BHB)


 
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