Der Internationale Währungsfonds (IWF) räumt Fehler ein, die bei dem ersten Hilfspaket für das hoch verschuldete Griechenland gemacht worden sind. In einem Bericht des IWF heißt es, dass man bei dem Programm aus 2010 von viel zu optimistischen Annahmen im Bezug auf die Entwicklung der Staatsschulden und für die Umsetzung der Reformen ausgegangen wäre.
Zwischen den Prognosen für die griechischen Staatsschulden und der tatsächlichen Entwicklung bestehe ein massiver Unterschied. Darüber hinaus habe man bereits für das vergangene Jahr mit einem Wirtschaftswachstum gerechnet. Aktuell befindet sich Griechenland aber auch im laufenden Jahr immer noch in einer bereits seit fünf Jahren andauernden Rezession.
Die Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf die wirtschaftliche Entwicklung seien komplett unterschätzt worden, heiß es in dem auffallend offenen Bericht weiter. So hat die griechische Wirtschaft eine weitaus tiefere Rezession als angenommen durchlebt, die mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl an Arbeitslosen einherging. Auch sei man davon ausgegangen, das Vertrauen würde in die griechischen Märkte zurückkehren. Stattdessen wurden 30 Prozent an Spareinlagen aus dem Bankensystem abgezogen.
Weiter gesteht der IWF in dem Bericht ein, dass man die eigenen Standards verletzt habe. Gemessen an der Leistung der griechischen Wirtschaft sei das Rettungspaket viel zu groß gewesen. Es seien dringend Hilfen nötig gewesen und die Bedenken im Bezug auf die Schuldentragfähigkeit habe man dem untergeordnet.
Troika-Partner in der Kritik
Im ersten Rettungspaket waren Notkredite enthalten, deren Höhe sich auf 110 Milliarden Euro belief. Davon wurden rund 30 Milliarden durch den IWF beigesteuert. Angesichts der desolaten Lage Griechenlands reichten diese Mittel nicht aus und der Schuldenberg des Landes wuchs weiter. Es wurde im November 2012 ein zweites Rettungspaket geschnürt, das erneut Kredite in Höhe von 165 Milliarden Euro enthielt. Zusätzlich verzichteten Privatgläubiger auf Forderungen in Höhe von 107 Milliarden Euro. Die griechische Regierung in Athen sagte für beide Hilfspakete Kürzungen und Reformen im Bezug auf die Staatsausgaben zu.
Nach Meinung des IWF ist Griechenland teilweise selber schuld an dem Debakel, weil das Land die Wirtschaftsreformen nur schleppend umsetzt.
Auch die Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission im Rahmen der Troika wird kritisiert. In dem Bericht des IWF heißt es weiter, dass es Probleme gegeben habe sowohl bei der Koordination als auch bei den unterschiedlichen Zielen. Die Euro-Länder hätten zur Eindämmung der Krise einen viel zu hohen Schuldenstand des Landes in Kauf genommen. Alles zusammengenommen habe man mit dem ersten Hilfspaket bedeutende Misserfolge verzeichnet, so das Fazit des IWF-Berichtes.
Von der griechischen Regierung in Athen wurde der IWF-Bericht wohlwollend zur Kenntnis genommen. Gegenüber der Athener Zeitung "Kathimerini" erklärte Ioannis Stournaras, Finanzminister, dass der Bericht den Griechen willkommen sei. So bekämen alle die Möglichkeit, begangene Fehler zu erkennen und so eine Wiederholung auszuschließen. (FR/BHB)