Konsequenz von EU-Beihilfevorschriften
Der Verkauf der Immobilienfonds-Tochter steht im Zusammenhang mit beihilferechtlichen EU-Auflagen, die der HSH Nordbank eine erhebliche Verkleinerung ihres Geschäftsbereichs vorschreiben. Die Bank, an der das Land Schleswig-Holstein und die Hansestadt Hamburg 85 Prozent der Anteile halten, hatte sich daher schon früher von Teilen ihrer Immobiliensparte getrennt. Der Verkauf der HSH Real Estate stellt praktisch den Schlussstein dieser Entwicklung dar. Während vor diesem Hintergrund die Transaktion an sich als sinnvoll angesehen wird, stoßen die Umstände der Veräußerung auf erhebliche Kritik, zumal die Aufarbeitung der Vorgänge im Rahmen der Finanzkrise noch nicht abgeschlossen sind.
Unklare Umstände des Verkaufs
Der Verkauf erfolgte nämlich zum symbolischen Preis von nur einem Euro. Warum die Bank ihre Immobilienfonds-Tochter de facto zum Nulltarif abgibt, bleibt dabei unklar. Sowohl die HSH Nordbank als auch HSH Real Estate lehnten die Beantwortung von Journalistenanfragen zu den Verkaufsvereinbarungen und den Konditionen ab. Noch ein anderer Punkt führt zu Fragen. Der Verkauf ist wohl im Rahmen eines sogenannten Management-Buy-Out erfolgt. Käufer ist der ehemalige Geschäftsführer der Immobilienfonds-Tochter Lutz von Stryk.
Mehr Aufklärung gefordert
Von politischer Seite wird daher Aufklärung über die näheren Umstände des Verkaufs verlangt. Entsprechende Forderungen kommen sowohl von Abgeordneten des Kieler Landtags als auch von Mitgliedern der Hamburger Bürgerschaft. Die Abgeordneten kritisieren angesichts der Immobilienbestände und des Immobilienfonds-Volumens vor allem den symbolischen Verkauf und die unzureichende Kommunikation der HSH Nordbank. Experten verweisen dabei allerdings auch auf bestehende Risiken der Immobilienfonds-Tochter.
HSH Nordbank: eine lange Krisengeschichte
Das Geschäftsgebaren der HSH Nordbank und ihres langjährigen Vorstandsvorsitzenden Nonnenmacher steht bereits seit Längerem in der Kritik. Im Zuge der Finanzkrise war das Institut, das erst 2003 aus der Fusion der Hamburgischen Landesbank und der Landesbank Schleswig Holstein entstanden war, in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Die Bank musste daraufhin Hilfen aus dem Bankenrettungsfonds in Anspruch nehmen. Im Juli dieses Jahres hat ein Prozess gegen den ehemaligen Vorstand der Bank begonnen, der sich Untreuevorwürfen im Zusammenhang mit verlustreichen Finanzgeschäften ausgesetzt sieht.