Die wachsende Konjunktur Deutschlands hilft den Kindern nicht aus der Armut
Es drängt sich dem Betrachter des Szenarios immer mehr der Verdacht auf, das beim derzeitigen Aufschwung die Ärmsten der Republik wieder einmal nicht teilhaben dürfen. Das belegen die Vergleichszahlen aus dem vorhergehenden Jahr, die ähnlich ausfielen wie die Ergebnisse 2011. Die aktuelle Broschüre der Bundesanstalt für Arbeit zeigt weiterhin, dass etwa 50 Prozent der auf Hilfe angewiesenen Kinder in Haushalten mit einem alleinerziehenden Elternteil leben.
In Deutschland hatten letztes Jahr 39,4 Prozent der Alleinerziehenden Anspruch auf Hartz 4. Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland, mit einer Quote von 17,9 Prozent leben hier überdurchschnittlich viele Kinder in Hartz 4 Haushalten. Ähnlich hohe Zahlen gelten für die Stadt-Staaten Bremen und Hamburg sowie die neuen Bundesländer. Unangefochtener Spitzenreiter der Hartz 4 Tabelle ist die Hauptstadt Berlin, in der 34,3 Prozent der Kleinsten in durch die Grundsicherung finanzierten Haushalten leben müssen. In den beiden südlichsten Ländern der Republik scheint hingegen die Welt noch einigermaßen in Ordnung zu sein. In Bayern sowie in Baden Württemberg lagen die Quoten der bedürftigen Kinder deutlich unter zehn Prozent.
"Jobs für Eltern" sollen die Kinder aus der Grundsicherung führen
Die neueste Aktion der Agentur soll verstärkt die Eltern schulpflichtiger Kinder wieder in Arbeitsverhältnisse bringen und somit den Kindern ein Leben ohne Hartz 4 ermöglichen. Die bundesweite Einschulung von etwa 100.000 Kindern, die von Hartz 4 leben müssen, sei für die Eltern die Chance für einen beruflichen Neuanfang. Doch die Unternehmer der Republik stehen der Aktion sehr reserviert gegenüber. Die Konjunktur habe sich zwar gebessert, berge aber insgesamt noch zu viele Risiken für umfangreiche Neueinstellungen. Das bedeutet im Klartext für viele Empfänger von Hartz 4 weiteres Warten.
Viele Hartz 4 beziehende Kinder haben darin reichlich Übung, über die Hälfte aller Kinder in der Grundsicherung beziehen schon seit mehr als vier Jahren die Hilfe. Ab Januar 2014 erhalten Kinder mit Anspruch auf Beihilfe eine minimale Erhöhung der Bezüge, je nach Alter können sie auf fünf bis sieben Euro mehr im Monat hoffen.