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Großes Inflationspotential vorhanden

Lars Feld gilt als der Freiburger Wirtschaftsweise unter deutschen Ökonomen. Der Leiter des Walter-Eucken-Instituts wurde vor zwei Jahren in den "Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" berufen.


Großes Inflationspotential vorhanden

Immer wieder warnt der 46-jährige vor den Auswirkungen und Risiken, die die Dauer-Krisenhilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) mit sich bringt. So hat Feld auch keinerlei Verständnis für die Forderung einiger Ökonomen, mehr Inflation zur Lösung der weltweiten Schuldenprobleme zuzulassen.

Von der „Welt“ in einem Interview befragt, antwortet Feld auf die Frage, wie zuversichtlich er sei, dass die Euro-Krise noch in diesem Jahr überwunden wird, dass die Euro-Krise durchaus zu heilen sei, der Weg dahin aber noch lang wäre. Die enormen europaweiten Probleme werde man nicht in diesem Jahr lösen können, vor allem nicht im Hinblick auf Zypern, den nächsten Wackelkandidat.

Sorgen macht Feld auch das Vertrauen der EU-Regierungen, dass die EZB dauerhaft die Lösung aller Probleme übernimmt. Die Hilfe der EZB sei eine Notmaßnahme und nicht für den Dauereinsatz gedacht.

Lars Feld geht davon aus, dass bereits jetzt ein relativ großes Inflationspotential vorhanden ist, das sich in Form von Preissteigerungen in verschiedenen Bereichen wie unter anderem Immobilien entladen könnte. Ansätze dafür seien bereits vorhanden.

Ökonomen aus der ganzen Welt würden eine Inflationierung zur Lösung der Schuldenprobleme begrüßen, für Feld eine fatale Lösung. Ein solches Vorgehen würde eine Inflationskrise heraufbeschwören. Eine Teuerung, und sei es nur um 2 oder drei Prozentpunkte, würde bereits massive wirtschaftliche Folgen mit sich bringen, überwiegend für die Sparer. Es sei verantwortungslos, die Schuldenprobleme auf Kosten anderer lösen zu wollen, so Feld.

Dabei gesteht Feld selber ein, dass die Anzahl der Möglichkeiten sehr begrenzt sei. Der Sachverständigenrat habe bereits vor zwei Jahren den Vorschlag für einen Schuldentilgungspakt für Europa vorgelegt. Mithilfe des Schuldentilgungspaktes hätte man in den Krisenländern für eine kurzfristige Entlastung gesorgt und zeitgleich den Schuldenabbau vorantreiben können. Bislang stieß dieser Vorschlag jedoch auf taube Ohren. Dabei geht Feld davon aus, dass die Bundesregierung unter Druck geraten wird, eine finanzpolitische Lösung zu finden, sollte die EZB ihren Kurs beibehalten. Der Ökonom ist sich sicher, dass die Deutschen als ein Volk der Sparer, nicht zusehen werden, sollte die EZB die höheren Inflationen auf Dauer zulassen.

Auch die positiven Prognosen im Bezug auf die deutschen Konjunkturaussichten sind für Feld nicht nachvollziehbar. Der Sachverständigenrat habe für 2013 ein Wachstum des BIP von 0,8 Prozent prognostiziert, was bereits zu optimistisch sein dürfte. Dabei vermutet Feld eher ein Wachstum um die 0,5 Prozent.

Auch im Bereich der europäischen Banken und den bislang erfolgten Reformen zeigt sich Lars Feld nur bedingt zufrieden. Nach wie vor hätten die Banken gegenüber dem Staat ein gewisses Erpressungspotential in der Hand. Dem Staat bleibe keine Alternative, als mit dem Geld der Steuerzahler einzuspringen, kommt ein Finanzinstitut ins Straucheln. Ohne Hilfe von staatlicher Seite wären die Folgen fatal. Da die Schuldenkrise auch die Eigenkapitalbasen der Banken geschmälter habe, sieht Feld die Staaten im Falle einer Bankenpleite nicht besser gestellt, als vor Ausbruch der Finanzkrise. Der einzige Unterschied, heute sei man sich der Probleme bewusst.

Befragt nach seinem Eindruck, ob die Bankenmanager in einem ausreichendem Maße für ihre Vergehen zur Rechenschaft gezogen worden, reagiert Feld verhalten. Feld selber sei da eher vorsichtig. Rechtsbruch und auch Kriminalität sollten immer äußerst eng gefasst werden. Stelle sich nach Durchlaufen der verschiedenen Instanzen heraus, das es sich um Betrug handele, dann müssen strafrechtliche Sanktionen folgen. Dennoch sein nicht alles, was der Einzelne als unmoralisch empfindet, mit einer kriminellen Handlung gleichzusetzen. Dadurch würden die Rechtsprechung und eine damit einhergehende Verurteilung  sehr schwierig. (DR/BHB)


 
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