Massenhaft irrtümliche Handelsaufträge
Vor wenigen Tagen ereignete sich eine möglicherweise folgenschwere Panne im Computerhandel von Goldman Sachs. Nur einige Minuten reichten aus, um wahrscheinlich Millionenschäden zu verursachen. Was war passiert? Ein Computersystem hatte Interessens-Bekundungen im Optionsgeschäft, die Basis für die Preisermittlung von Goldman Sachs sind, als Handelsaufträge interpretiert und bei Handelsbeginn entsprechende Orders in großer Anzahl an mehreren amerikanischen Börsenplätzen abgesetzt. Betroffen waren dem Vernehmen nach Optionen auf Aktien, deren Handelssymbole die Anfangsbuchstaben H bis L umfassen. Gerade im Bereich dieser Buchstabenspanne finden sich einige große Börsenwerte wie Johnson & Johnson, Kellog und JP Morgan Chase.
Größenordnungen unklar
Wie viele Orders aufgegeben wurden und in welchem Umfang Geschäfte abgeschlossen wurden, ist noch nicht ganz klar. Dementsprechend gibt es auch zur möglichen Schadenshöhe bislang nur Spekulationen. Marktbeobachter sprechen von einer potentiellen Größenordnung von über 100 Mio. US-Dollar. Goldman Sachs selbst hält sich bedeckt. Die Bank lehnte eine konkrete Stellungnahme ab, erklärte aber, dass kein großer Verlust zu erwarten sei.
Börsen überprüfen Geschäfte
Die führenden Derivatebörsen der Betreiber NYSE Euronext, CBOE und Nasdaq OMX kündigten an, die Geschäfte zu überprüfen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, irrtümlich ausgeführte Geschäfte im Computerhandel für Groß- und Kleinanleger zu annullieren und rückabzuwickeln. Wie weit sich solche Korrekturen erstrecken würden, ist allerdings nicht klar. Viele Händler haben vermutlich auf der Basis der falschen Optionsorders weitere Absicherungsgeschäfte abgeschlossen.
Fehlerhafter Computerhandel - kein Einzelfall
Die Panne im Computerhandel bei Goldman Sachs ist kein Einzelfall. Erst im letzten Jahr führte ein Computerfehler beim US-Finanzdienstleister Knight Capital Group zu massenweise fehlerhaften Aufträgen im Computerhandel. Erst nach 45 Minuten konnte die Fehlerwelle gestoppt werden - der entstandene Verlust in Höhe von 440 Mio. US-Dollar ließ das Unternehmen im Rahmen einer Fusion vom Markt verschwinden. Solche Befürchtungen dürften bei Goldman Sachs unbegründet sein. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres vermeldete das Institut einen Gewinn von 1,9 Milliarden Dollar - mehr als doppelt so viel wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Trotzdem hat Goldman Sachs an vielen Fronten zu kämpfen: Die Führungsdiskussion und der neue Chef, Gold-Aussagen und Geschäfte und der Vorwurf, das eine Bank die Welt lenkt.