Während die meisten Kunden nichts mit dem Begriff „Unisex-Tarife“ anzufangen wissen, hoffen die Versicherer eben jene noch zu Abschlüssen zu bewegen, die sich nicht auf die Unisex-Tarife einlassen wollen.
Auch auf der DKM, der in Dortmund stattfindenden Messe für die Finanzwirtschaft, herrschte das Thema Unisex-Tarife weit vor. Die Erwartungen gingen jedoch sehr auseinander. Während die einen Versicherer damit rechnen, dass sich kaum etwas ändern wird, gehen die anderen von enormen Umsätzen am Jahresende aus.
Der Finanzdienstleister MLP nahm dies als Anlass zu einer Studie, denn die Kunden haben bereits bemerkt, dass Unisex-Tarife die einen Tarife für Männer günstiger, die anderen teurer machen. Bei Frauen verhält es sich dagegen genau anders herum. Wie Produktvorstand Manfred Bauer erklärt, ergab die MLP-Studie, dass Frauen meist die Leidtragenden sind. „Zudem haben wir unterstellt, dass die Versicherer üblicherweise vorsichtig kalkulieren, wozu sie gesetzlich auch verpflichtet sind.“
Allerdings gilt auch, dass sich die Verbraucher nicht unter Druck setzen lassen sollen. Verbraucherschützer, wie auch der Branchenverband GDV, raten davon ab, sich über die neuen Tarife den Kopf zu zerbrechen.
Lieber schon vor der Unisex-Einführung handeln
„Wer aktuell für sich und seine Angehörigen einen dringenden Bedarf zur Absicherung eines existenziellen Risikos erkennt, sollte jetzt handeln und nicht darauf warten, bis die Police vielleicht durch Unisex etwas günstiger wird“, sagt man beim GDV. Deshalb sollte man auch nicht blindlings zu einem anderen Vertrag wechseln.
Zudem bieten die Versicherer noch eine Alternative an, die sich Optionstarife nennt. Mit diesen Verträgen können Kunden jederzeit auf eigenen Wunsch in einen Unisex-Tarif wechseln, sollte sich dieser als günstiger ergeben. Jedoch muss auch beachtet werden, dass dies ebenso wenig die einzige Lösung für die Sorgen der Kunden sein kann, denn die Versicherer rechnen noch immer an den neuen gemeinsamen Tarifen, die größtenteils noch nicht feststehen oder schlicht noch nicht bekannt gegeben werden.
Daher sollten es sich Kunden gut überlegen, ob sie den Vertrag wechseln wollen, denn letztlich ist es gar möglich, dass ein Vertrag, der vor dem 21. Dezember abgeschlossen wird, eine schlechtere Leistung bietet, als ein neuer Unisex-Tarif. Denn die Umstellung werden viele Versicherer auch nutzen, um ihre Leistungen zu optimieren und so mehr Kunden von sich zu überzeugen.
Jedoch zeichnet sich bereits der Trend ab, dass es für alle Kunden teurer wird. So auch Hans Olav Herøy, Vorstandsmitglied der HUK-Coburg: „Grundsätzlich wird der Neukundenbeitrag in der PKV nahe oder auf dem Niveau der bisherigen Frauentarife liegen.“
Aber nicht nur die Unsicherheiten in der Branche und die etwaigen Leistungsverbesserungen sind schuld an den höheren Tarifen, sondern auch die Absenkung des Rechnungszinses von 3,5 auf 2,75 Prozent. Auch die Tatsache, dass Deutschland immer älter wird, macht den Versicherungen zu schaffen, denn wenn keine jungen und gesunden Kunden nachkommen, erhöhen sich die Risiken, die mit höheren Tarifen gedeckt werden müssen. (NS/BHB)