Der Verkehrsclub Deutschland hat eine rechtsverbindliche Studie in Auftrag gegeben, die untersuchte, ob Zug- oder Flugreisen günstiger sind. Entgegen der Meinung Vieler stellte sich das Reisen mit der Bahn in 91,5 Prozent aller Fälle als günstiger heraus. Dabei ist der Zeitpunkt der Buchung nicht ausschlaggebend – ein Flug bleibt teurer. Laut Heidi Tischmann vom Verkehrsclub, sei eine Flugreise innerhalb Deutschlands tatsächlich unnötig.
Zwischen den Monaten Mai und September wurden im Auftrag des VCD 540 Tests durchgeführt: 270 Flugverbindungen, die am meisten frequentiert werden, sind einer gleichgroßen Anzahl an Zugverbindungen gegenübergestellt worden. Dabei offenbarte sich: Die Strecke München-Frankfurt ist mit der Bahn durchschnittlich 42 Prozent günstiger als der Flugpreis. Von Frankfurt nach Hamburg sind es immerhin noch 57 Prozent Ersparnis und der Weg von Hamburg nach München verlangt per Zug schon 77 Prozent des Flugpreises.
Schließlich in Preisen ausgedrückt, spart ein Geschäftsreisender, der allein unterwegs ist, an einem Werktag, ganze 135 Euro gegenüber dem Flug, wenn er die Strecke von München nach Frankfurt mit dem Zug zurücklegt. Auf der Strecke Frankfurt-Hamburg liegt die Ersparnis bei 43 Euro und auf dem Weg von Köln/Bonn nach München bezahlt ein Reisender 36 Euro weniger.
Selbstverständlich ist entscheidend, an welchem Tag man unterwegs ist: Die Anzahl an Menschen, die an einem Tag bestimmte Reiseziele hat, wirkt sich so auf den Preis aus. Deshalb entsteht an den Wochenenden ein anderes Bild. Sind zwei Personen unterwegs von München nach Düsseldorf, sparen sie bei einer Bahnfahrt 333 Euro gegenüber dem Flug. Die Verbindung Köln/Bonn-München ergibt eine Preisdifferenz zugunsten der Zugfahrt von 130 Euro für zwei Personen, die Tour Hamburg-Frankfurt und umgekehrt zeigt den größten Spareffekt: 609 Euro.
Dem VCD wird nachgesagt, dass er kein Freund der Flugbranche ist. Das liegt nahe, weil er auch in ökologischer Hinsicht urteilen muss. Und hier hat die Bahn klare Vorteile: Der Energieverbrauch eines Fluges ist etwa 4,4 mal höher. Dass der Kostenfaktor ebenso deutlich für die Bahn spricht, überrascht hingegen, denn man kann sehr wohl äußerst billige Flugtickets für innerdeutsche Flüge bekommen, wenn man früh genug bucht. Kann dem VCD also der Vorwurf des Vorurteils und damit des einseitigen Vorgehens gemacht werden?
Dieser Zweifel lässt sich schnell beiseitelegen, denn die Test-Methodik ist einwandfrei. Neben verschiedenen Tagen sind auch unterschiedliche Reisespannen und schwankende Zahlen von Reisenden berücksichtigt worden. Auch wurde gewertet, wie weit das Buchungsdatum zurückliegt, was als Hauptfaktor gilt, um ein günstiges Ticket erwerben zu können. Doch auch bei Frühbuchern bleibt die Flugreise das teurere Unterfangen.
Die Preisdifferenz ist am größten, wenn das Ticket einen Tag vor Reiseantritt gekauft wird. Je früher man bucht, desto kleiner wird sie: Bei einer Buchung drei Monate zuvor, sparen Bahnfahrer durchschnittlich noch 74 Euro. Handelt es sich dabei um einen Wochenendurlaub, liegt das Sparpotenzial noch bei 50 Euro und wenn sich Geschäftsreisende auf den Weg machen, hebt sich die Preisdifferenz mit 36 Euro schon vergleichsweise auf.
Bahn-Cards wurden vom VCD nicht berücksichtigt, obwohl er dem Fliegen eher skeptisch gegenübersteht. Jeder dritte Kunde des Fernverkehrs ist im Besitz einer solchen Karte, womit sie noch einmal deutlich sparen. Zudem haben die Tester bei den Flugreisen auch Billigflugsuchmaschinen befragt und sich nicht nur auf die Internetportale der Airlines beschränkt. Diese Flug-Finder fördern häufig Tickets zu erheblich niedrigeren Preisen zu Tage.
Es wurde jeweils die zweite Klasse der Bahn mit der Economy-Klasse der Fluggesellschaften verglichen. Die mannigfachen Verspätungen der Bahn und sogar Zugausfälle wurden beim Faktor Zeit jedoch nicht beachtet. Sie liegen deutlich über der Verspätungs-Quote der Airlines. Die Reisezeiten der Tester liegen teilweise gänzlich außerhalb des Vorstellbaren, wie bei der Bahn-Reisezeit von 5:42 auf der Strecke München-Berlin. Überhaupt habe, so der VCD, der Fokus der Untersuchung auf den Preisen und nicht vordergründig auf den Reisezeiten gelegen.
Das Ergebnis ist für den VCD eindeutig: Die Bürger sollten bei Fernreisen auf Auto und Flugzeug verzichten, weil das sowohl preiswerter, als auch umweltschonender sei. Darüber hinaus herrsche in einem Zug Bewegungsfreiheit und man könne telefonieren oder das Internet nutzen. Zu guter Letzt seien die Bahnhöfe immer zentral gelegen. Einmal wieder werden Unternehmen aufgefordert, die Preisuntersuchung ernst zu nehmen und sich danach auszurichten. Beispielsweise wird in der Reiserichtlinie eines Unternehmens festgelegt, dass Dienstreisen innerhalb Deutschlands generell mit dem Zug durchgeführt werden.
Gleichzeitig müsse sich der Bund in seiner Politik für einen Fairen Wettbewerb der Verkehrsbetriebe einsetzen. Dazu gehöre auch, die steuerlichen Vorteile für Flugreisen abzuschaffen. Derzeit ist der Luftverkehr nämlich von der Kerosin- und Ökosteuer befreit. Würde das geändert werden, hätte die Bahn einen noch größeren Kostenvorteil. (LB/BHB)