Gegenüber Journalisten in Paris äußerte sich der Präsident der französischen Finanzmarktlobby Paris-Europlace und Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Gdf Suez, Gérard Mestrallet, dass man gerade schwere Stunden durchleben würde. Die Gefahr einer nachhaltigen Schwächung der Finanzierungen von großen und kleinen Unternehmen sei präsent. Bei einer anhaltenden Situation würde Frankreich Gefahr laufen, die finanzielle Souveränität zu verlieren, da die Abhängigkeit von den ausländischen Investoren immer mehr zu nimmt und das wäre grob Fahrlässig.
Sorgen auch in der Finanzbranche
Mit Sorge betrachtet auch die französische Finanzbranche, dass von den rund 3700 Milliarden Euro an finanziellen Ersparnissen der Franzosen, -das entspricht einer Sparquote von 16 Prozent des verfügbaren Bruttohaushaltseinkommen- , kaum Mittel für die Finanzierung der Unternehmensinvestitionen zur Verfügung steht. Davon befänden sich derzeit rund 1444 Milliarden Euro in Lebensversicherungen, die steuerlich gefördert werden, so ein Bericht, der am Freitag veröffentlicht wurde. Auf fondsgebundene Versicherungen, von denen die Unternehmen profitieren, entfallen nur 15 Prozent.
In staatlich geförderten Anlageformen wie Sparbüchern befänden sich derzeit 969 Milliarden Euro. Diese werden in Frankreich von der staatlichen Beteiligungsgesellschaft Caisse des Dépôts zentral verwaltet und zum größten Teil dem staatlichen Wohnungsbau zugewiesen. Durch einen Mangel an Projekten seien die Mittel hier jedoch nur teilweise investiert.
Die Finanzplatzorganisation fordert, dass die durch die sozialistische Regierung erhöhte Besteuerung von Kapitaleinkünften rückgängig gemacht werden muss. Der französische Staat verlangt seit Neuestem auf die Einkünfte von Kapitalanlagen einen Einkommenssteuersatz zuzüglich Sozialabgaben in Höhe von 15 Prozent. Bei den Wohlhabenden kann sich so die Steuerbelastung auf bi zu 60 Prozent belaufen.
Im vergangenen Herbst konnten einige Unternehmensgründer durchsetzen, dass die aktiven Manager, die einen Anteil von mehr als 10 Prozent an dem Unternehmen halten, Vergünstigungen bekommen. Der Finanzexperte Edouard de Lencquesaing, Paris-Europlace, klagt, dass gerade die wichtigen Kapitalgeber wie Business Angels und auch andere Anteilseigner von der Steuerwucht mit voller Härte getroffen werden. Von 9 Prozent auf 5 Prozent Anteil des verfügbaren Einkommens verringerten sich die Finanzanlagen der Haushalte bereits im vergangenen Jahr.
Einschränkungen durch Eigenkapitalvorschriften
Weitere Einschränkungen erfuhren die Finanzierungsspielräume für die Unternehmen durch die Eigenkapitalvorschriften „Basel III“, die für die Banken gelten und „Solvency II“ für die Versicherer, äußerte sich die Finanzmarktlobby. Kredite werden von den Banken selektiver vergeben und auch Laufzeiten würden verlängert werden und das, obwohl vor allem die kleineren Unternehmen von den Bankkrediten abhängig seien. Nach Schätzungen des Paris-Europlace könnten, bedingt durch die Reformen des Basler Bankenausschusses, die Kosten für einen Kredit um ein bis zwei Prozent ansteigen. Durch die neuen Regelungen wird auch für die Versicherer das Halten langfristiger, aber schwankender Unternehmenstitel deutlich unattraktiver. Darüber hinaus warnt Mestrallet auch davor, dass die Abspaltung der spekulativen Bankgeschäfte ebenfalls die Finanzierungen der Unternehmen grob fahrlässig gefährden könnte.
Häufig machen sich die ausländischen Investoren diese Lücke zu eigen. So halten die Ausländer mehr als 60 Prozent der Staatsanleihen und zwischen 40 und 50 Prozent von dem Unternehmenskapital im Börsenindex CAC-40. Mehr als die Hälfte der Dax-Aktien in Deutschland werden von ausländischen Investoren gehalten. Aktuell wird vonseiten der Regierung eine Reform für staatliche Sparanreize geprüft. Es sollen zukünftig mehr Mittel in die langfristigen Anlagen, die den Unternehmen zugutekommen, fließen. Neue Impulse sollen auch dem Immobilienmarkt verliehen werden, dabei scheinen die Konflikte schon vorprogrammiert. Darüber hinaus sollen die Unternehmen in Zukunft durch eine neue, staatliche Investitionsbank begleitet werden. (FF/BHB)