Grundlage für die Studie war das schon altbekannte Strategiemodell "Gefangenendilemma", das am Computer simuliert wurde.
Egoismus und Altruismus als entgegengesetzte Pole
Das besondere Interesse der Studie galt der Frage, ob sich auch Altruismus langfristig in Gesellschaften durchsetzen könnte, oder der "Homo oeconomicus" (siehe auch EGO-Spiel des Lebens), der rationell nur nach eigenen Vorteilen entscheidende Mensch, am Ende immer der Sieger sein würde. Die Simulation ergab, dass Altruismus in Gesellschaften durchaus eine Chance hat, ja sogar, dass die Altruisten, die im Gemeinwohl handeln, nach wenigen Generationen sogar die Oberhand gewinnen würden. Das überrascht, zumal die Weltgeschichte uns ja viele tausend Jahre lang auch sehr deutlich anscheinend das Gegenteil bewiesen hat.
Im verwendeten Modell müssen natürlich Egoismus und Altruismus als absolut unveränderliche Anlagen aufgefasst werden - Menschen werden quasi "schubladisiert" und entweder der einen oder der anderen Seite zugerechnet. In Wirklichkeit schließt aber auch Egoismus eine gewisse Kooperationsfähigkeit mit ein - wenigstens so lange es zum Vorteil des Individuums ist, zu kooperieren. Salopp gesagt, dürfte das auch das heute am häufigsten und am weitesten verbreitete Modell innerhalb von Gesellschaften und der Wirtschaft sein. Das relativiert damit auch das Ergebnis ein wenig, da eine scharfe Trennung zwischen Egoismus und Altruismus in der Praxis damit nicht so leicht möglich ist.
Trotzdem ein wichtiger Fingerzeig für eine Lösung
Damit Altruismus sich entwickeln kann, braucht es auf jeden Fall die entsprechende kulturelle und gesellschaftliche Umgebung. Altruistisches Handeln darf keinen wesentlichen Nachteil für das Individuum darstellen. Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass viele solche Gesellschaftssysteme in der Praxis nicht sehr stabil waren - hier gilt es also, weiter zu denken, als bislang. Dazu kommt, dass jeder Mensch ein gewisses Potenzial für beide Handlungsformen mitbringt - sowohl egoistische als auch altruistische.
In dem Moment also, wo ein altruistisches Gesellschaftssystem entsteht, und die Altruisten innerhalb einiger Generationen die Oberhand gewinnen, ist sehr wahrscheinlich, dass sich auch die Egoisten in gewissem Maß anpassen werden. Ein spannendes Thema jedenfalls - und vielleicht ein wichtiges für unsere zukünftige Entwicklung weg vom Egoismus.