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Waren die Dienstreisen im Sinne der Eigentümer?

Wie die „Welt am Sonntag“ anhand von detaillierten Reiseunterlagen, die der Zeitung vorliegen, berichtet, hat Jürgen Claassen, Vorstand der ThyssenKrupp, kein Problem damit, auch ohne Journalisten auf Dienstreise zu gehen – insbesondere, da auch diese Dienstreise kaum etwas von geschäftlichen Angelegenheiten hatte. So ist Claassen im Oktober 2010 nach Miami und New York gereist, nächtigte in der teuersten Suite im Ritz Carlton (South Beach) in Miami und ließ sich dies von seinem Arbeitgeber bezahlen.


Dienstreisen im Sinne der Eigentümer?

Lediglich an einem Tag der sechstägigen Dienstreise sollen geschäftliche Termine auf dem Programm gestanden haben, so zum Beispiel ein Besuch mit zwei Kollegen im Stahlwerk in Mobile in Alabama. Auch begleiteten Claassen zwei Familienangehörige zu seiner Dienstreise in die USA. 

Gegenüber der „Welt am Sonntag“ erklärte Claassen, dass die Reise dem Zweck diente, mit zwei Kollegen die Eröffnung des Stahl- und Weiterverarbeitungswerks in Mobile, Alabama, die im Dezember 2010 anstand, vorzubereiten. Seine Kollegen hätten ebenfalls Familienangehörige dabei gehabt. „Sämtliche privat verursachten Reisekosten wurden demnach auch privat getragen. Das gilt für alle entstandenen Kosten“, erklärt Claassen, legte allerdings nichts vor, um dies zu beweisen.

Claassen steht bereits in der Kritik, da die „Welt am Sonntag“ über Luxusreisen berichtete, die er mit Journalisten nach Südafrika und China unternommen hatte.

Nachträglich legte Claassen der „Welt am Sonntag“ einen Reiseverlauf vor, der jedoch nicht mit dem übereinstimmt, den die „Welt am Sonntag“ vorliegen hat. Termine, die laut Claassen nicht nur in Miami sondern auch in New York stattgefunden haben sollen, lassen sich im Zeitplan der „Welt am Sonntag“ nicht finden. Und auch gibt es Unstimmigkeiten in Sachen eines finalen Ablaufprogramms der Eröffnungsfeier des Stahlwerks.

Auch soll sich Claassen auf der Suche nach einem Moderator für die Eröffnungsfeier, mit dem ZDF-Korrespondenten Klaus-Peter Siegloch getroffen haben. Dieser dementierte diese Aussage allerdings: „Das war ein privates Treffen zum Lunch, weil wir befreundet sind. Das hatte keinen beruflichen Hintergrund und stand nicht im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Korrespondent in den USA.“

Claassens widersprüchliche Aussagen könnten nun nicht nur Auswirkungen auf seine Karriere, sondern auch die Zukunft des Unternehmens ThyssenKrupp haben, denn Anwälte nehmen die Dienstreisen der vergangenen fünf Jahre unter die Lupe, um zu überprüfen, ob die Dienstreisen im Sinne der Eigentümer waren oder rein vergnüglichen Charakter hatten. (NS/BHB)


 
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