13:00

Die Wiedergeburt des Klimakillers Braunkohle

RWE erhebt für sich den Anspruch im Rahmen der Energiewende, der Marktführer zu sein. Jedoch macht der Konzern aktuell nennenswerte Gewinne überwiegend in der konventionellen Energieerzeugung mit den Braunkohlekraftwerken.


Die Wiedergeburt des Klimakillers Braunkohle

Im Rahmen der Bilanzvorlage vor rund zwei Wochen ging es für Peter Terium, RWE-Chef, um Personalabbau, gekürzte Investitionen und den Schuldenberg des Konzerns. Lediglich im Bereich der Braunkohle, scheint bei dem Unternehmen noch alles in Ordnung zu sein. Bernd Günther, Finanzvorstand RWE, sprach hier von erträglichen Einnahmen. Auf Nachfragen gab Rolf Martin Schmitz, RWE-Vize, an, dass der Gewinn im dreistelligen Millionenbereich angesiedelt sei.

Nahezu die Hälfte des von RWE produzierten Stroms für Deutschland erzeugte der Konzern mit Braunkohle. Im Vorjahresvergleich legt die Stromerzeugung mit Braunkohle, nicht zuletzt durch die Inbetriebnahme des neuen Braunkohlekraftwerkes in Neurath bei Köln, deutlich zu. Um gut ein Zehntel wuchs aber auch der CO2 Ausstoß um insgesamt 18 Millionen Tonnen. So erlebt die Energieform, die aufgrund der hohen CO2 Emission als Klimakiller kritisiert wird, ihre Wiedergeburt. Umweltschützer gehen jedoch nur von einem kurzen Gastspiel aus.

Im Fall von RWE sorgen die Einnahmen, bedingt durch die Braunkohlekraftwerke, dafür, dass der Konzern mit seiner Bilanz für das laufende Jahr, auch im Vergleich zum Konkurrenten E.on, noch mal mit einem blauen Auge davonkommen wird. E.on setzt überwiegend auf die umweltschonenden Gaskraftwerke und muss schon aus diesem Grund im Bereich der konventionellen Erzeugung und auch allgemein deutlich höhere Einbußen hinnehmen. 

Braunkohle billig wie nie

Durch die paradoxe Entwicklung im Bereich der Energiewende profitiert die Braunkohle. Die Unmengen an Wind- und Sonnenstrom, die zusätzlich benötigt werden, überwiegend in den kostspieligen Mittagsstunden, haben die Strompreise an der Börse abstürzen lassen. Zusammen mit dem Strompreis stürzte auch der Handel mit den Verschmutzungsrechten ab. Hinzu kommt auch noch die europäische Wirtschaftskrise, so dass der aktuelle Preis je einer Tonne CO1 unter fünf Euro liegt, anstatt wie ursprünglich geplant, bei 17 Euro bzw. sogar 30 Euro je Tonne. Unter derartigen Voraussetzungen ist der Abbau und die Verstromung von Braunkohle höchst profitabel, so Marc Nettelbeck, Analyst DZ-Bank.

Die Option, neue Großinvestitionen im Bereich Braunkohle zu tätigen, hält die RWE sich offen. Bedingt durch die reduzierten finanziellen Mittel werde der Konzern von neuen teuren Großkraftwerken Abstand nehmen, so Terium. Für den Braunkohlesektor würde dies aber nicht zutreffen. Man will,  Wirtschaftlichkeit vorausgesetzt, weiterhin das 1,5 Milliarden teure Braunkohlekraftwerk in Niederaußen, BoAplus, auch weiterhin verfolgen. 

Bewilligungen stammen aus den 70er-Jahren

Als widersinnig empfinden Braunkohlegegner wie Dirk Jansen, Bund-Chef in Nordrhein-Westfalen, diese Zielverfolgung. Soll der Anteil an erneuerbaren Energien steigen, dann sind flexible Kraftwerke von Nöten, Braunkohlekraftwerke sind in diesem Bereich zu schwerfällig.

Darüber hinaus müsse das Land Nordrhein-Westfalen die nach den eigenen Gesetzen bereits in den 70er-Jahren erteilten Braunkohlepläne prüfen und an die aktuellen Klimaschutzziele anpassen, so die Forderung Jansens. Unter anderem wird die räumliche Ausdehnung des Tagebaus in den Plänen geregelt.

Laut Jansen sei die gesamte Region der RWE ausgeliefert. Es sei schon mehr als zynisch, dass Anwohner ihre Gemeinden verlassen müssten, obwohl dort vermutlich gar nicht mehr abgebaut werden würde.

In dem Streit um die Braunkohle gehe es für die Betroffenen um ihr zu Hause und einen Großteil ihres Lebens. Von den ersten Informationen an die Bevölkerung, können  bis zum ersten Angraben  bis zu zwei Jahrzehnte ins Land gehen.

Aktuell befinden sich die Bewohner von Kerpen in dieser Situation. Im Jahr 2007 wurde nach einem neuen Standort für die Gemeinde gesucht, wo heute bereits einige leben. Der ursprüngliche Ort, in dem knapp 1600 Menschen leben bzw. gelebt haben, soll 2022 dem Tagebau Hambach angeschlossen werden, dem vermutlich größten Tagebau in Europa. (FR/BHB)


 
Herzlich Willkommen Video | Honorar für Beratung
Schnellzugang Finanzen

28.05.2021 - Umweltschutz
Recycling: Kleidung aus Kunststoffmüll Zunächst müssen Materialien aus dem recycelten Kunststoff entwickelt werden, so der Finanzberater Holger Scheve.
14.04.2021 - Umweltschutz
Nachhaltigkeitsversprechen von Firmen: Der große Bluff Der Honorar-Finanzanlagenberater Reiner Braun berichtet.
05.04.2021 - Umweltschutz
Geld aus fossilen Energien abziehen: Divestment als Teil der Energiewende Der unabhängige Finanzberater Holger Scheve kämpft für Umweltschutz.
Alle Honorarberater