Ein längerfristig erfolgreiches Konzept gegen Amazon, Zalando und Co. hat die Branche bis dato noch nicht gefunden. Doch ein neues Geschäftsmodell muss mittelfristig auf den Tisch, sonst gerät die Traditionsbranche in gewaltige Schwierigkeiten. Eine andere Branche hat im Zeitalter von Copyright-Problemen und illegalen Downloads ihr Geschäftsmodell für die Zukunft bereits gefunden.
Videospiel-Produzenten haben ihre Hausaufgaben gemacht
Der Black Friday und der Cyber Monday kurbeln die Verkäufe in allen Bereichen massiv an. Dazu zählen auch Videospiele, die in den letzten Jahren einen neuen, äußerst lukrativen Geschäftszweig entwickelt haben. So verdienen die Produzenten längst nicht nur mehr am Verkauf des Spiels, sondern auch über Zusatzverkäufe, neue Figuren, Gegenstände oder neue Levels. Beliebte Spiele wie Farmville auf Facebook, Pokern auf PokerStars oder die Sims auf allen bekannten Plattformen bieten die Möglichkeit an, Spielgeld zu kaufen, um auf diese Weise noch erfolgreicher im Game zu werden. Für Spiele wie Online-Poker ist der Einsatz von finanziellen Mitteln im Spiel unerlässlich. Die Anleitung für den In-App Kauf ist ganz einfach und auch für Anfänger leicht zu verstehen und umzusetzen. Mit dem erworbenen Spielgeld erwirbt man sich Vorteile und kann die unendlichen Weiten dieser digitalen Welten noch besser erforschen. Bei Spiele-Apps unter Android oder iOs wird hier kräftig Umsatz gemacht. Eine Untersuchung des amerikanischen App-Stores von Apple hat gezeigt, dass kostenlose Apps mit In-App Verkäufen kurz davor sind, die Vorherrschaft am Markt zu übernehmen. Das große Geld wird dabei mit der Masse an Verkäufen zum kleinen Preis gemacht. Die Ausgaben sind für jeden Kunden leicht zu verkraften, der Kauf ist schnell, sicher und kann sofort getätigt werden.
China legt vor
Die Messlatte im Online-Handel hat auch dieses Jahr der chinesische Online-Händler Alibaba gelegt. Das Unternehmen des reichsten Chinesen Jack Ma machte beim sogenannten „Singles Day“ astronomische Umsätze. Die Einkaufsaktion brach den eigenen Rekord vom Vorjahr. Der „Singles Day“ am 11. November gilt in China als eine Art Anti-Valentinstag für Alleinstehende. Vor acht Jahren erstmals eingeführt, lockt der Tag mit gewaltigen Preisnachlässen von bis zu 50 %. Bereits in den ersten beiden Minuten nach Mitternacht verkaufte das chinesische Amazon Waren im Wert von unglaublichen 1,27 Milliarden Euro. Bis zum Ende des Tages sollten es insgesamt 30,7 Milliarden Euro Umsatz sein. Das ist ein Zuwachs von 27 % im Vergleich zum Vorjahr. Von solchen Umsatzsteigerungen kann der stationäre Handel nur träumen.
USA und Europa ziehen nach
Die Einkauflawine, die in China ihren Anfang nahm, setzte sich auch im Rest der Welt nahtlos fort. Die amerikanische Tradition des „Black Friday“, bzw. des „Cyber Monday“ hat längst auch in Europa ihre Nachahmer gefunden. Niemand möchte in der profitablen Vorweihnachtszeit auf solche Umsatzlawinen verzichten. Daher wird kräftig an der Preisschraube gedreht und die Kunden danken es mit Bestellungen ohne Ende. Schnäppchen jagen hat in Deutschland eine große Tradition, das kommt den Online-Händlern zugute. Unzählige Seiten im Netz befassen sich mit dem „Black Friday“ und zeigen ihren Lesern den Weg zum besten Preis.
Auch dieses Jahr freute sich die Online-Branche wieder über Milliarden Umsätze und brachte den stationären Handel ins Schwitzen. Denn das Einkaufbudget wächst bei weitem nicht so schnell an, wie die Umsätze. Das bedeutet, dass das rasante Wachstum des Online-Handels zu Lasten des traditionellen Handels in den Shops gehen muss. Die Marketingmacht einer so konzentrierten Rabattaktion scheint unbesiegbar, kein Wunder also, dass selbst etablierte Marken wie Media Markt und Lidl auf den Zug aufgesprungen sind und die Zugkraft der Marke „Black Friday“ in der einen oder anderen Form nutzen wollen.
Wurde der Online-Handel vor einigen Jahren bestenfalls als Ergänzung gesehen, wächst die noch junge Branche nun zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten heran. Das Konzept deckungsgleich zu übernehmen, wird auf lange Sicht nicht möglich sein, schließlich will der Handel ja auch im Dezember noch Waren verkaufen. Das wird allerdings schwierig, wenn die Rabatte bereits zu Beginn der Einkaufssaison und nicht, wie in der Vergangenheit, nach dem Weihnachtsgeschäft gewährt werden. Die Lösung gegen den grenzenlosen Handel von Amazon und Co. muss also noch gefunden werden.