05:00

Das verräterische Facebook-Like

Forscher können die persönlichen Eigenschaften von Facebook-Nutzern mittlerweile entschlüsseln. Sie analysieren ausschließlich deren Like-Verhalten und ordnen sie dadurch treffsicher ein.


Das verräterische Facebook-Like

Politische, sexuelle oder religiöse Ausrichtungen wollen Menschen nicht ohne weiteres über sich preisgeben. Aber derartige Informationen können mithilfe der „Gefällt mir“-Angaben des sozialen Netzwerks Facebook nun entschlüsselt werden. Britische Forscher führten eine Untersuchung von 58 000 US-amerikanischen Facebook-Nutzern durch und kamen zu diesem Ergebnis.

Die Computeranalyse gibt Hinweise auf die Daten des Nutzers in Sachen der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der politischen Einstellung und der sexuellen Orientierung, die mit großer Wahrscheinlichkeit den Nutzer korrekt portraitieren, wie Sozialwissenschaftler der US-Nationalen  Akademie der Wissenschaften berichten. Sie lagen bei der Bestimmung der Hautfarbe zu 95 Prozent richtig, bei dem Geschlecht zu 93 Prozent. Daraus folgern sie eine deutliche Unterscheidbarkeit verschiedener Gruppen von Menschen anhand deren Nutzungsmuster.

Womöglich machen dabei sensible Informationen keine Ausnahme: Bei Männern stimmt die Vorhersage der sexuellen Ausrichtung auf 88 Prozent genau; bei Frauen stimmte die Aussage nur zu 77 Prozent mit der Berechnung überein. Michal Kosinski und seine Kollegen haben an der Universität Cambridge die „Likes“ von den Studienteilnehmern einem Vergleich mit den Antworten der dazugehörigen Fragebögen verglichen. Dabei haben sie sich teilweise auch auf die Informationen in den Facebookprofilen der Nutzer gestützt.

Interessante Zusammenhänge sind dabei ans Tageslicht gekommen: Versieht jemand die Seite der US-amerikanischen Satiresendung „Colbert Report“ mit einem „Like“, handelt es sich dabei voraussichtlich um einen Menschen mit hoher Intelligenz. Das Gegenteil ist bei einem gereckten Daumen für „Harley Davidson“ wahrscheinlich. Like-Anhänger der Hip-Hop-Gruppe des „Wu Tang Clan“ sind meist heterosexuell, während die Seiten von Schwulenrechte-Kampagnen, wie zum Beispiel „No H8“ hauptsächlich von Homosexuellen angeklickt werden.

Die Forscher warnen: Behörden, Werbetreibende und auch die eigenen Facebookfreunde sind in der Lage, Informationen aus dem eigenen Facebookprofil zu gewinnen, auch wenn sie dort nicht explizit aufgeführt sind, falls derjenige ein geeignetes Computerprogramm nutzt. Dadurch wird auch klar, dass die steigende Zahl der digitalen Spuren unweigerlich zu einer schwindenden Kontrolle über unsere privaten Daten führt. Ihrer Ansicht nach müssen die sozialen Netzwerke besonders auf Transparenz achten und darauf Wert legen, dass die Nutzer ihre Profile bestmöglich kontrollieren können. (LB/BHB)


 
Herzlich Willkommen Video | Honorar für Beratung
Alle Honorarberater