Der Klinikbetreiber Rhön hat sich mit der UKGM tatsächlich keinen Gefallen getan, dabei hätte die Zusammenführung der Unikliniken Gießen und Marburg ein Vorzeigemodell sein sollen. Mittlerweile ist das Projekt eine Katastrophe. Millionenverluste und rückläufige Patientenzahlen.
Schuld hat die Privatisierung der UKGM und das aus ihr resultierende Desaster auch an dem Gewinneinbruch der Rhön Klinikum AG um 44,5 Prozent, den diese im dritten Quartal zu verzeichnen hatte. Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, wird ein Jahresdefizit von 22,5 Millionen Euro erwartet, das aber nur teilweise auf steigende Zinsen und Abschreibungen auf Investitionen zurückzuführen ist.
Grund dafür seien auch die rückläufigen Patientenzahlen. Dies sei wiederum durch negative Berichterstattung gegeben, die durch Betriebsräte, Mitarbeiter, Ärzteinitiativen und Kommunalpolitiker losgetreten worden sei. Hinzu kommt noch, dass Menger ganze 236 Arbeitsplätze streichen möchte. Dabei soll dies ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen.
Professor Jochen A. Werner plädiert dafür, dass zunächst einmal sachlich vorgegangen wird und man die Außenwahrnehmung von dem trennt, was tatsächlich Fakt ist: „Dass unsere Uniklinik von einem finanzstarken Investor wie Rhön auch stark profitieren kann, wird überhaupt nicht mehr thematisiert.“
Laut ihm hätte der damalige Entschluss des Ex-Ministerpräsidenten Koch, die Unikliniken Gießen und Marburg zusammenzulegen, die Marburger überfordert, denn deren Uniklinik war damals kaum im Defizit – im Gegensatz zu der Uniklinik Gießen. Werner erklärt: „Als dann die Privatisierung wieder über die Köpfe der Unidekane hinweg entschieden wurde, fühlten die sich zum zweiten Mal überfahren. Und so wie die Marburger gestrickt sind, lassen die sich so etwas nicht gerne gefallen.“
Dabei dreht sich alles um die Frage, ob die Uniklink überhaupt einen Gewinn erzielen darf. Denn Kritiker sehen, dass dadurch das Personal leidet – und auch die Patienten, die letztlich nur noch dafür da sein sollen, Profit zu machen.
Dabei schreitet die Privatisierung der Krankenhäuser weiter voran, denn viele Länder und Kommunen können sich den Erhalt der Krankenhäuser nicht mehr leisten. Bis auf die UKGM befinden sich allerdings noch alle Unikliniken unter öffentlicher Obhut, denn vieles, das den Patienten zu garantieren ist, würde unter ausschließlich privater Fortführung des Klinikbetriebs wegfallen.
Menger hingegen ist da anderer Meinung: „Jeder niedergelassene Arzt setzt doch alles daran, Überschüsse zu erwirtschaften, damit er später wieder in die Modernisierung der eigenen Praxis investieren kann.“
Dies hilft dem klagenden Personal allerdings nicht viel weiter. Pfleger und Schwestern sollen so in einer Schicht bis zu 17 Kilometer weit laufen und Betriebsrat Hanschur erklärt, die Belegschaft müsse seit Monaten 150 statt 100 Prozent leisten, um überhaupt der Arbeit Herr zu werden. Die Geschäftsführung hingegen unternehme nichts und nehme die Klagen nicht ernst.
Letztlich muss sich bald das Land Hessen gezwungen sehen, die Situation an der UKGM unter Kontrolle zu bringen, bevor sie noch weiter eskaliert und für alle Beteiligten einen unschönen Ausgang nimmt. (NS/BHB)