14:48

Billiges Geld und die Südländer

Billiges Geld führt nach Ansicht des Ökonomen Hans-Werner Sinn dazu, dass die Südländer ihre Austeritätspolitik vergessen könnten und den Preisen freien Lauf lassen. Europa fiele in diesem Fall in die Dauerkrise zurück, weil sich die Wirtschaft der Problemländer nur durch zunehmende Staatsverschuldung anheizen lässt.


Billiges Geld

Preisanpassungen sind wirksamer als billiges Geld 

Nach der Überzeugung von Hans-Werner Sinn generierte die Gemeinschaftswährung inflationäre Kreditblasen, welche vor allem den Südländern viel zu teuer wurden. Wenn Länder wie Griechenland, Portugal und Spanien jemals wieder wettbewerbsfähig sein wollen, müssten sie die Preise ihrer Produkte um etwa 30 Prozent reduzieren. Dieser Wert bezieht sich auf den Rest der Eurozone und den Beginn der Krise. Italien sollte nach Expertenmeinung die Güterpreise um zehn bis fünfzehn Prozent senken.

Fehlender Reformwille

Billiges Geld ist jedoch verlockender, daher zeigen die meisten Krisenstaaten keinerlei Anstrengungen zu Reformen. In Spanien und Griechenland konnte bislang nur ein Rückgang der relativen Preise um sechs beziehungsweise acht Prozent verzeichnet werden. Alleine Irland kam bisher gut aus der Krise. Ironischerweise liegt dies daran, dass die irische Blase zu einer Zeit platzte, in der es weder Rettungsschirme noch billiges Geld gab. 

Billiges Geld ist eine teure Medizin

Obgleich der Europäischen Zentralbank die geringen Auswirkungen ihrer bisherigen Finanzpolitik bekannt sind, transferiert sie seit einigen Wochen noch mehr billiges Geld in die südlichen Mitgliedsländer. Die betroffenen Staaten sollten dies als letzte Chance ansehen und ihre Erzeugerpreise über mindestens zehn Jahre unverändert lassen. Gleichzeitig müsste die Inflation in den Nordländern auf Werte zwischen zwei und vier Prozent ansteigen. Dann wäre die Eurozone wieder ausgeglichen, meint Hans-Werner Sinn mit einem Hinweis auf den deutschen Nebeneffekt: Die Bundesbürger wären mit einem 50 Prozent höheren Preisniveau konfrontiert und die Sparer hätten dreißig Prozent weniger.

Der von Herrn Sinn vorgeschlagene Weg ist für die Südländer steinig und schwer begehbar, nach menschlichem Ermessen werden sie billiges Geld wählen und die geforderte Wettbewerbspolitik zugunsten höherer Staatsverschuldung aufgeben.


 
Herzlich Willkommen Video | Honorar für Beratung
Schnellzugang Finanzen

30.12.2021 - Finanzwissen
Die Mittelschicht schrumpft Marcel Fratzscher, Präsident des DIW, wird von dem unabhängigen Finanzberater Holger Scheve zitiert.
26.12.2021 - Finanzwissen
Neue Ära der Geldgeschichte? Bitcoins und Co. mischen die Märkte auf, findet der Honorarberater Jürgen Gramer.
23.12.2021 - Finanzwissen
Wie wird man Dealer im Casino? Luxuriöse und festliche Säle, vornehme Gäste in Abendgarderobe – wer kommt dabei nicht einmal auf den Gedanken, an so einem Platz arbeiten zu möchten.
Alle Honorarberater