In den zurückliegenden zwölf Jahren haben die privaten Großbanken Deutschlands deutlich weniger Steuern gezahlt als die Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Die Angaben hat die Gewerkschaft Ver.di aus den Daten der Bundesbank ermittelt. Beinahe fünfmal so viel Steuern wie die Großbanken mussten die Sparkassen im Jahr 2011 an Steuern zahlen.
Gegenüber der „Welt“ gab Sven Giegold, Grünen-Europaparlamentarier, an, dass dieser Umstand doch sehr befremdlich sei. Während die Bilanzsumme der Großbanken deutlich über dem liegt, was von allen Sparkassen zusammengenommen ausgewiesen wird, zahlen die Großbanken trotzdem wesentlich weniger Steuern. Ein Umstand, der die Großbanken in einem fragwürdigen Licht erscheinen lässt. Zu den Großbanken in Deutschland zählen auch die Deutsche Bank, die HypoVereinsbank, die Postbank und bis zum Jahr 2008 auch die Dresdner Bank.
Dabei scheinen die Zahlen für 2011 exemplarisch für eine alltägliche Praxis zu stehen, denn auch in den vorangegangenen elf Jahren haben die Großbanken deutlich weniger Steuern bezahlt. Darüber hinaus bekamen die Großbanken insgesamt sechsmal auch noch eine höhere Ertragssteuer erstattet, als tatsächlich gezahlt worden war.
Es flossen teilweise üppige Gewinne
Für einige mag es nicht verwunderlich sein, dass die privaten Banken während der Krisenjahre kaum Steuern gezahlt haben, aber auch in den Jahren zuvor, als sie noch üppige Gewinne verzeichnen konnten, fielen die Steuern eher gering aus. Das Jahr 2005 ist dabei die goldene Ausnahme. Hier zahlten die Großbanken insgesamt 4 Milliarden Euro an Steuern, knapp doppelt soviel wie die Sparkassen zahlten.
Mit Blick auf die letzten zwölf Jahre haben die privaten Banken mit etwas über fünf Milliarden Euro gerade ein mal ein Fünftel von dem gezahlt, was von den Sparkassen an Steuern abgeführt wurde. Mehr als 14 Milliarden Euro zahlten die Kreditgenossenschaften und von den Landesbanken wurden insgesamt sechs Milliarden Euro an Steuern abgeführt.
Während aufgrund der Zahlen der Anteil der Großbanken am gesamten Steueraufkommen der deutschen Banken in den zurückliegenden zwölf Jahren einem Zwölftel entspricht, machen ihre Bilanzsummen dagegen ein Drittel des deutschen Geldmarktes aus.
Die meisten Steuern fließen ins Ausland
Nach Giegolds Meinung rechnen sich Deutschlands Großbanken absichtlich arm. Dazu kommt noch, dass die Institute die auch international agieren weitaus mehr Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen ihrer Steuerabgaben haben und diese auch für sich nutzen. Dazu zählt auch der Umstand, dass die Institute einen großen Teil ihrer zuzahlenden Steuern im Ausland und nicht in Deutschland leisten.
2011 zahlte zum Beispiel die Deutsche Bank 1,1 Milliarden Euro an Ertragssteuer, wovon der größte Teil augenscheinlich im Ausland gezahlt wurde, denn in dem Jahr lag das gesamte Steueraufkommen der Großbanken Deutschlands bei 563 Millionen Euro.
Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte, dass das Institut in der Regel dort versteuert, wo auch tatsächlich Leistungen erbracht wurden. Das sei in den wichtigen Finanzmetropolen der Fall, in denen Mitarbeiter vorort sind und Kapital vorgehalten werden muss, das die Bank für eine Risikoübernahme benötigt. In den letzten fünf Jahren lag die jährliche Steuerquote der Deutschen Bank bei durchschnittlich 30 Prozent. (FF/BHB)