Aktuell hat die Airline 16 Maschinen weniger als noch vor einem Jahr, zum ersten Mal weniger Beschäftigte und was den größten Anlass zur Sorge bietet, auch weniger Eigenkapital. Für das erste Quartal verzeichnete die Fluggesellschaft einen Verlust in Höhe von 53,1 Millionen Euro. Die Airline ist überschuldet.
Von Ulf Hüttmeyer, Finanzchef, wurde der Verlust im Rahmen einer Telefonkonferenz als Wermutstropfen in einem in allen anderen Bereichen soliden Quartalsabschluss bezeichnet. Mit dieser Aussage scheint Hüttmeyer den Eindruck erwecken zu wollen, dass dieser Verlust sich nicht auf das operative Geschäft auswirkt. Der Finanzchef erklärte, dass ein negatives Eigenkapital nicht bedeuten würde, dass der Konzern dem Untergang geweiht sei. So sei das mittelfristige Ziel der Airline eine Quote zwischen 15 und 20 Prozent.
Der Finanzexperte von Bankhaus Metzler, Jürgen Pieper, erklärte ebenfalls, dass die momentane Situation nicht die beste sei, gefährlich wäre sie aber dennoch auch nicht. Nach Hüttmeyers Angaben soll die Airline bereits im aktuell laufenden zweiten Quartal wieder über Eigenkapital verfügen. Wolfgang Prock-Schauer, Air-Berlin-Chef und Nachfolger von Hartmut Mehdorn, entgegnete auf die Frage, ob nun eine weitere finanzielle Unterstützung von dem Großaktionär Etihad nötigt sei, das Ziel des Konzerns sei das Überleben der Fluggesellschaft aus eigener Kraft. Gerade mal 3 Prozent niedriger als noch am Vortag notierte die Aktie bei 2,23 Euro. Den tiefsten Stand wies das Papier im vergangenen Dezember mit 1,33 Euro aus.
Auch bedingt durch die Kosten, die das aktuelle Sparprogramm mit sich bringt, hat sich der Nettoverlust im ersten Quartal auf 196 Millionen Euro ausgeweitet. Auf 729 Millionen Euro, um drei Prozent, ging der Umsatz zurück, während zeitgleich die Auslastung der Maschinen um 3,3 Prozent auf 85,6 Prozent anstieg. Diese ist seit 2006 der höchste Wert, den sich das Unternehmen, wie vonseiten der Führung betont wird, nicht mit Billigflügen erkauft hat. Durchschnittlich sind die auf 109,70 Euro um sechs Prozent gestiegen.
Darüber hinaus hat Air Berlin es geschafft, sich mit Ver.di ohne Streiks und völlig unbemerkt auf einen neuen Tarifvertrag für die 3.000 Beschäftigten zu einigen. Die Gehälter werden, anders als geplant, erst mit Beginn des Jahres 2014 steigen. Die Fluggesellschaft kann zudem in der Hauptreisezeit zusätzlich 250 Saisonkräfte beschäftigen. Dafür sollen die pauschalen Gehaltskürzungen nun aber kein Thema mehr sein. Ziel sei es, rund 50 Millionen Euro jährlich beim Personal einzusparen, was zu zwei Drittel durch eine Steigerung der Produktivität, die Freistellung von 250 Beschäftigten, die zum Teil zu Etihad wechseln werden, und durch den Verzicht auf 5 bis 25 Prozent ihrer Bezüge durch die Manager erreicht werden soll. (FR/BHB)