Doch wie schützen sich Anleger, falls die von Angela Merkel geforderte Kontrollverschärfung aller Finanzprodukte nicht greift?
Kleinanleger: Durch Werbeversprechen geblendet
In der Tat griff der Gesetzgeber bei Bankberatern, selbstständigen Anlageberatern und Anbietern geschlossener Fonds regulierend ein. Aber nicht ausreichend, wie die Prokon-Insolvenz beweist. Weiter gehen zahlreiche Anleger in die Falle krimineller Anbieter oder greifen auf vollmundigen Rat von Finanzberatern zu ungeeigneten Beteiligungen. Zudem speziell Prokon Kapitalanlagegesetze nicht fürchten muss. Als Ökounternehmen kein Teil der Finanzbranche, kam Prokon ohne Anlageberater aus, die über die Risiken von Genussrechten hätten informieren können. Stattdessen appellierte die Prokon-Werbung direkt an das Grüne Gewissen der Anleger, die darauf Sparverträge und Lebensversicherungen kündigten. Ähnlich bei der inzwischen aufgelösten Carpediem, die Hochrisiko-Beteiligungen an Cis Deutschland als Idealstrategie für Vermögensaufbau anpries - und tausende Kleinanleger ins Boot holte. Und S & K? Seine Firmeninhaber Stephan Schäfer und Jonas Köller schafften die Mittel ihrer 10.000 Anleger in Höhe von 200 Millionen Euro zum Privatverbrauch beiseite - und wurden erwischt.
Niemals: Riskante Beteiligungen ohne Sicherheitsnetz
Wie erkenne ich, ob eine Geldanlage riskant ist? Finanztest will Anleger dabei unterstützen. Fallbeispiele - auch prominenter Opfer - illustrieren: Eigene Finanzkompetenz ist unverzichtbar, um zu kontrollieren, ob Bankberater oder Finanzvertrieb wirklich bedürfnisgerechte Geldanlagen empfehlen. Aber warum raten diese gern zu riskanten Beteiligungen? Gerade hier winken hohe Provisionen. Gefährlich scheinen auch neuartige Fondspolicen, deren Wertentwicklung - anders als bei Policen mit Investmentfonds - von Immobilien, Solarparks oder der Erschließung von Ölfeldern abhängt. Die Anbieter dieser sachwertbasierten, nicht abgesicherten Policen sitzen im Ausland. Garantien für das Kapital gibt es keine, sogar Totalverlust ist möglich. Zwar ist aktuell keine dieser Policen abgelaufen, aber Finanztest rät allen, die nicht einmal die Basics dieser Anlageform durchdringen, zur Vorsicht.
Vertrauen ist gut, kompetente Wachsamkeit besser
Finanzberater, die unaufgefordert am Telefon oder per Mail Finanzprodukte anbieten, sind ausnahmslos unseriös. Und sitzt die Firma im Ausland, wird es schwierig, Schadenersatzforderungen durchzusetzen. Auch Renditeversprechen über 3 Prozent gibt es aktuell nicht ohne Risiko: 50 Prozent Rendite in 52 Wochen durch Rohstoffe an der Börse, daran glaubte Karin Müller-Wohlfahrt, Frau des Arztes des FC Bayern München. Müller-Wohlfahrt war auf einen Finanzcoach mit Briefkastenfirma in der Schweiz hereingefallen - blindes Vertrauen, das die prominente Arztgattin 570.000 Euro kostete. Weder hatte sie nach den Kosten der Anlage gefragt, noch gewusst, bis wann sie kündigen konnte, ohne Nachteile zu haben.
Dabei informieren Anlageprospekte durchaus über die Risiken, wie im Fall Prokon: Anders als vermutet, sind Genussrechte keine sicheren Zinseinlagen, sondern Beteiligungen, die Anlegern keinerlei Mitspracherecht einräumen. Selbst vergleichsweise sichere Beteiligungen können ungeeignet sein. So mancher Finanzberater wird sie trotzdem empfehlen, wenn er genug daran verdient. Ja, Anleger dürfen ihren Berater nach der Höhe seiner Provision fragen. Auch schadet es nicht, Anlagebetrag, Anlagedauer und Anlageziel vor dem Gespräch festzulegen und einen Zeugen dabei zu haben. Vor Vertragsabschluss ist außerdem zu klären, ob der Berater, der Beteiligungen bestimmter Anbieter bewirbt, überhaupt eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung hat. Welche Anbieter sind in der Vergangenheit schon negativ aufgefallen? Ein Blick in die Finanztest Warnliste klärt auch das.