Sollten Sie eine der 23 Millionen deutschen Kapitallebensversicherungen besitzen, erhalten Sie einmal im Jahr Post von Ihrem Versicherer. Der Inhalt dreht sich um Ihr Geld und prognostiziert Ausschüttungen in ferner Zukunft bei gleichbleibenden Beiträgen, unter Ausschluss etwaiger Zinsänderungen und hindernder Vorfälle. Obgleich die Briefe als Standmitteilungen bezeichnet werden, verschweigen sie Ihnen teilweise den gegenwärtigen Stand der eingezahlten Beiträge ebenso wie die Auszahlungssumme bei vorzeitiger Kündigung. Landesweit halten Verbraucherschützer den Informationsstandard für unzureichend.
Standmitteilungen beliebig gestaltbar
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin reguliert die Versicherer zwar streng, sie lässt ihnen jedoch bei der Mitteilungsgestaltung freie Hand. Die einzige Vorgabe besteht in der Darstellung der Anspruchsentwicklung unter Einbeziehung der gegebenen Überschussbeteiligung. Deshalb kann die Ihnen zugesandte Standmitteilung auch Wertbestätigung, Statusreport oder schlicht Kontoauszug heißen. Unabhängig davon haben alle Benachrichtigungen der Lebensversicherer unzureichenden Informationsgehalt. Sie können damit unmöglich herausfinden, ob Ihre Police zu Ihren Lebensbedingungen passt. Gut 26 Prozent aller Mitteilungen erfüllen nicht einmal die minimalsten Anforderungen, weil sie beispielsweise die garantierten Überschussbeteiligungen nicht in der vom Gesetzgeber geforderten Weise darstellen.
Wie perfekte Standmitteilungen aussehen sollten
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat im Frühjahr Mustermitteilungen entworfen und empfiehlt, deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinauszugehen. Die Versicherer müssen sich jedoch aus kartellrechtlichen Gründen nicht an die Verbandsvorschläge halten. Demnach muss eine informative Standmitteilung Angaben zur Entwicklung angesparter Vermögenswerte unter verschiedenen Zinsniveaus sowie Informationen zum Rückkaufswert bei vorzeitiger Kündigung enthalten.
Vor allem die letzte Angabe dürfte für Sie unverzichtbar sein, wenn Sie die angesparten Gelder anderweitig anlegen möchten, schnell einen größeren Betrag benötigen oder die Monatsbeiträge nicht mehr aufbringen können. Für die Verbraucherschützer gehen selbst die GDV-Vorschläge nicht weit genug, denn es fehlen Hinweise zur sinnvollen Option Beitragsfreistellung und Angaben zu bisher gezahlten Beitragssummen.
Warum Standmitteilungen kaum transparent erstellt werden
Kritiker vermuten, dass die Lebensversicherer keine zielgerichteten Angaben machen, weil sie ihre Kunden nicht über die Beitragsverwendung aufklären wollen. Als Versicherungskunde wissen Sie zwar, wie viel Geld Sie monatlich überweisen. Es bleibt Ihnen jedoch verborgen, wie hoch das versicherte Todesrisiko zu Buche schlägt, welche Kosten entstehen und wie gering letztendlich das angesparte Guthaben ausfällt. Wenn Ihre Standmitteilung Sie transparent informieren würde, wüssten Sie beispielsweise, dass nur knapp 80 Prozent Ihrer Beiträge dem Vermögensaufbau zugutekommen und der Rest für laufende Kosten draufgeht. Nur wenn Ihre Mitteilung alle relevanten Informationen enthält, können Sie entscheiden, ob Ihre Lebensversicherung noch alle Erwartungen erfüllt oder Sie zwingt, bei der Geldanlage alternative Wege zu beschreiten.