Die Einführung einer Vermögenssteuer könnte Ungleichheiten bei der Verteilung leicht verringern, so das Ergebnis der DIW-Studie. Pro Jahr würden zehn bis zwanzig Milliarden Euro den deutschen Finanzämtern zufließen, wenn die Vermögen der Millionäre mit Steuern in Höhe von 1 oder 1.5 Prozent belastet würden. Seitens der Erhebungskosten könnte die Steuer auf Vermögen ebenso mit vier bis acht Prozent realisiert werden, wie die Einkommenssteuer. Den Studienerstellern ist jedoch auch bewusst, dass sich die Steuerpflichtigen leicht entziehen könnten und damit die Erhebungskosten steigen würden.
Alles schon einmal da gewesen
Vermutlich können Sie sich daran erinnern, dass es in Deutschland schon einmal eine Vermögenssteuer gab. Obgleich sie niemals offiziell abgeschafft wurde, wird sie seit etwa 20 Jahren nicht mehr erhoben. Die Gründe:
- In ihrer damaligen Form gab es für die Steuer kein ausreichendes Fundament im Grundgesetz.
- Die seinerzeitige Regierung wollte zudem verhindern, dass die Steuer auf Vermögen in schlechten Zeiten die Substanz der Unternehmen mindert.
Die Große Koalition sieht sich bei der Vermögenssteuer mit ähnlichen Problemen wie bei der Erbschaftssteuer konfrontiert und schuf daher Sonderregelungen für das Vererben von Unternehmensvermögen. Seitdem das Bundesverfassungsgericht diese Regelungen als über das Ziel hinausgeschossen ansieht, ringen die Politiker um Ausgewogenheit zwischen den Interessen von Unternehmenserben und deren Investitionsbereitschaft. Ob eine Rückkehr zur Steuer auf Vermögen der richtige Weg ist, wird derzeit heftig diskutiert.
Der Ansatz im Detail
In ihrer Studie orientieren sich die Forscher des DWI an folgenden Daten:
- Alle deutschen Privathaushalte verfügten 2011 über ein Nettovermögen von 8.6 Billionen Euro.
- Davon waren 16 Prozent in den Händen der Superreichen.
- Die reichen Deutschen hielten etwa 32 Prozent.
Unter der Berücksichtigung persönlicher Freibeträge entwickelten die Experten ein Modell zur Vermögenssteuer, welches auf einem Steuersatz von einem Prozent basiert. Für umfangreichere Vermögen sieht der Plan einen progressiven Steuersatz von 1.5 Prozent vor. Im Ergebnis könnte die Regierung von zusätzlichen Steuereinnahmen in Höhe von maximal 20 Milliarden Euro per anno profitieren.
Die Kehrseite der Medaille
Wahrscheinlich wissen Sie auch, wie leicht sich reiche Personen und große Unternehmen der Vermögenssteuer entziehen können. Sie verlegen ihren Wohnsitz oder Geschäftsstandort einfach ins steuergünstige Ausland. Das hatten wir bereits in den 80er-Jahren und wir bekämen die damit verbundene schwindende Investitionsbereitschaft in der Zukunft wieder zu spüren. Damals wurde der Bundeshaushalt jedoch nicht wie heute mit Unsummen für die massenhafte Zuwanderung belastet.
Daher bedarf es bei einer eventuellen Wiedereinführung der Vermögenssteuer viel Fingerspitzengefühl und eine Abkehr von realitätsfremden Forderungen, wie sie beispielsweise die linkspopulistischen Parteien aufstellen. Wenn es nach denen ginge, würden den Reichen mindestens fünf Prozent ihrer Vermögenswerte über Steuern genommen.