StartUp-Hype: Droht eine neue Dotcom-Blase?

Gründerfirmen auf Rekordniveau bewertet: Die Übernahme der personaltechnisch überschaubaren Whatsapp durch Facebook für stattliche 19 Milliarden Dollar ist nur ein Beispiel dieses Trends. Nie war die Zahl neu gegründeter Software-Firmen so groß - sieht die Welt eine Neuauflage der Dotcom-Blase vom Frühjahr 2000?


Dotcom-Blase

Gründungshype 2014: Begeistert, aber anders

Droht eine Blase, weil zu viel Geld in wenig innovative StartUps fließt, die die Welt nicht braucht, weil sie nur Bestehendes weiter optimieren? Vielleicht stecken wir bereits mitten in der Blase - oder die aktuelle Gründungseuphorie unterscheidet sich vom Milleniumshype. Anders als vor 14 Jahren sind digitale Produkte und Dienstleistungen ausentwickelt. Schnell wie nie, kosten sie wenig und werden weltweit von zwei Milliarden nicht nur im Home-Office, sondern überall und jederzeit via Smartphone genutzt. Glaubt man einer Studie von PricewaterhouseCoopers, gelingt es den angesagtesten Apps in wenigen Wochen, 50 Millionen Menschen anzusprechen, während das Internet dazu noch vier Jahre brauchte. 26 Prozent verbringen ihre freie Zeit im Netz, davon 12 Prozent mit mobilen Endgeräten - und nehmen dem Fernsehen, das nur noch 42 Prozent schauen, weitere Anteile ab. Existieren Angebote von StartUps nur parallel zu Traditionsmedien? Im Gegenteil, sie könnten diese über kurz oder lang umfassend ersetzen. 

Gründen: Nie war es so einfach

Junge Firmen, die sich weltweit vermarkten, mischen im Netz ganz oben mit. Ihre Gründer werden immer jünger. Die amerikanische Kauffmann Foundation befragte 12.000 junge Leute zwischen 18 und 30 in 27 Ländern: Über zwei Drittel möchten sich - ungeachtet vermeintlicher Dotcom-Blase - selbstständig machen. Der Wunsch, eine Arbeit zu tun, die Spaß macht, dominiert ihre Motivation. Wo Grenzen zwischen Job und Privatleben zunehmend fließend werden, lösen sich auch festzementierte Karrierewege auf. Außerdem sind Equipment, sprich Software und Hardware, billig wie nie zu haben. Office-Aufgaben? Statt teures Personal einzustellen, bedient man sich externer Bürolösungen. Kein Wunder, dass der Gründerpool Silicon Valley so weltweite Ableger zeugen konnte, wie Tel Aviv und Silicon Wadi. Auch Berlin gehört zu den Anziehungspunkten: 2013 setzte die Digitalbranche fast neun Milliarden Euro um und beschaffte 62.400 Menschen Lohn und Brot. Ganze 674 Millionen Euro Venture Capital steckten Investoren in Internet- und Technologieunternehmen - 19 Prozent mehr als noch ein Jahr davor. Die Zahl der Firmen ist allerdings rückläufig, dafür werden weniger Unternehmen mit größeren Beträgen ab einer Million Euro bedacht.

Angst vor Dotcom-Blase - berechtigt?

Doch eventuell dient Börsendebütant King Digital aus Dublin, der von den Umsätzen seines Spiels Candy Crush lebt, als symptomatisch für die anstehende Blase? Beim allerersten Handelstag an der New Yorker Börse sackte die Aktie zeitweilig über zehn Prozent ins Minus. Noch 2011 verbuchte man stolze 568 Millionen Gewinn - der Zenit scheint überschritten. Auch Zynga, auf Facebook-Games spezialisiert, ging 2011an die Börse, aber notiert aktuell zum hälftigen Ausgabepreis. Verständlich, dass viele Anleger angesichts hoher Bewertungen von Internetfirmen skeptisch sind. Grund, eine ganze Branche in Sippenhaft zu nehmen? Sicher nicht. Fest steht, dass die digitale Wirtschaft neue Konsumgewohnheiten und Kommunikationsstile in alle Lebensbereiche trägt, nicht zuletzt in Gestalt immer stärker vernetzter Produktionsprozesse. So haben wir es weniger mit einer Blase angesichts einer Unzahl sinnlos sprießender StartUps zu tun, sondern vielmehr mit einer Gründungsvielfalt, die ihre Abnehmer in allen Wirtschaftsbereichen generiert.

Auch wenn dies aktuell nicht peu à peu, sondern explosionsartig passiert. Eine neue Blase? Nein, eher ein Feuerwerk ganz neuer Chancen. Aber auch hier gilt es, die Risiken gegen die Chancen abzuwägen und sich vor einer Investitionsentscheidung unabhängig beraten zu lassen.


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