Als Kunde der Sparkasse müssen Sie sich auf verursachergerechte Bepreisung diverser Leistungen einstellen, dazu gehört eventuell, dass es das kostenlose Girokonto nicht mehr lange geben wird. Ursache ist die umstrittene Zinspolitik der EZB, welche nicht nur die Banken dazu zwingt, neue Ertragsquellen zu erschließen. Zu dieser Ansicht kommt der Präsident des DSVG (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) und bezieht sich auf den seit Kurzem geltenden Nullleitzins der Europäischen Zentralbank.
Warum die Sparkasse das kostenfreie Girokonto aufgeben muss
Mario Draghi hat als EZB-Präsident nicht nur den Leitzins gesenkt. Er hatte bereits 2015 Strafzinsen für bei der Zentralbank geparkte Geldbestände der Institute eingeführt und diese jetzt von 0.3 auf 0.4 Prozentpunkte erhöht. Die Sparkassen möchten, wie übrigens andere Banken auch, diese Strafgebühren nicht an private Kunden weitergeben, und beschränkten sich bislang auf eine Gebührenbelastung gewerblicher Kunden mit umfangreichen Einlagen. Doch nach den jüngsten Aktionen der EZB wird sich nicht vermeiden lassen, auch Privatkunden mit den negativen Effekten der Zentralbankpolitik zu konfrontieren.
Keine Wiederholung der guten Vorjahresergebnisse
Die Institution Sparkasse konnte sich das kostenfreie Girokonto in den letzten beiden Jahren nur noch leisten, weil sie von exzellenten Wertpapiergeschäften profitierte und die bereits damals niedrigen Zinsen über Provisionsüberschüsse ausglich. Schon 2015 sank der Vorsteuergewinn um 200 Millionen auf 4.6 Milliarden, wobei zuvor beschriebene Faktoren dennoch einen erneuten Überschuss von zwei Milliarden Euro generierten.
Aufgrund der aktuellen Nullzinspolitik können die positiven Ergebnisse zukünftig kaum wiederholt werden, obgleich mit wachsenden Kreditbeständen gerechnet wird. Der Grund: Finanzierungen von Immobilien lohnen angesichts niedriger Kreditzinsen für die Banken immer weniger.
Die Sparkasse reagiert mit Kostensenkung
Bereits im vergangenen Jahr wurden unter vergleichsweise besseren Bedingungen mehr als 6.400 frei gewordene Stellen nicht wieder belegt. Der DSVG sieht in den kommenden Jahren eine Trendfortsetzung, auch weil immer mehr Verbraucher das Onlinebanking favorisieren. Sie sehen also, dass die Sparkasse im Einklang mit anderen Banken bemüht ist, die fatalen Folgen der EZB-Politik nicht direkt bei den Verbrauchern ankommen zu lassen. Das kostenlose Girokonto abzuschaffen ist eine weitere mögliche Reaktion auf Draghis viel kritisierter Europolitik. Sie können jedoch sicher sein, dass im Vorfeld alle anderen Optionen ausgeschöpft werden.
Letztendlich bliebe Ihnen die Möglichkeit des Wechsels zu einer Direktbank im Internet. Aber den Onlineinstituten geht es auf lange Sicht kaum anders als der Sparkasse. Auch hier könnte das kostenpflichtige Girokonto demnächst Einzug halten.