Risiko und Rendite: Deutsche wollen den Zusammenhang nicht akzeptieren

Immer wieder kommt es am Anlagemarkt zu spektakulären Insolvenzen. Prokon, S&K oder Infinus sind nur einige Beispiele unter vielen. Manchmal ist es das Geschäftsmodell, manchmal die nicht tragfähige Finanzierung und nicht selten auch das unseriöse Geschäftsgebaren, das ins Aus führt.


Risiko und Rendite

Die Anleger, die den Unternehmen Geld zur Verfügung gestellt haben, haben dabei meist das Nachsehen. Ihre Hoffnung auf hohe Rendite wird enttäuscht, das Risiko wird vielfach sträflich unterschätzt. 

Gewinnversprechen lässt Gefahren ignorieren 

Angesichts der vielen Negativbeispiele überrascht es, dass viele Investoren nach wie vor auf hohe Renditeversprechen setzen und dabei das Risiko offenbar vernachlässigen. Anscheinend spielen dabei menschliche Urtriebe eine Rolle: der Wunsch, die besondere Chance zu erkennen und zu nutzen, Wagemut und nicht zuletzt die spielerische Hoffnung auf Gewinne. 

Viele Angebote am Markt 

Durch die aktuelle Niedrigzinssituation ist die Bereitschaft, für höhere Rendite auch riskante Investments zu tätigen, besonders ausgeprägt. Es gibt inzwischen viele Angebote, die darauf setzen:

  • hochprozentige Unternehmensanleihen, die außerhalb des regulären Kapitalmarktes platziert werden,
  • geschlossene Fonds mit Investments in vermeintlich besonders renditestarken Projekten,
  • nachrangige Darlehen und Genussrechte, bei denen Anleger einen Teil des unternehmerischen Risikos übernehmen, ohne dass dies immer bewusst ist.  

Besonders verbreitet sind solche Anlage-Offerten in Bereichen, denen augenscheinlich gerade die Zukunft gehört: erneuerbare Energien, saubere Technologien oder Immobilien zum Beispiel. Sie lassen sich derzeit besonders gut vermarkten. Vor einigen Jahren waren es Schiffsinvestments, ehe der Markt infolge der Finanzkrise kollabierte.  

Ob das jeweilige Geschäftsmodell tatsächlich seriös und tragfähig ist, wird dabei allzu oft nicht überprüft. Stattdessen vertraut man Hochglanzprospekten und geschickt gestalteten Anzeigen. 

Sinkende Risikoprämien bei Anleihen  

Aber auch in anderen Bereichen überrascht die Risikobereitschaft deutscher Anleger. So sind die Renditen bei börsennotierten Unternehmensanleihen ebenfalls rückläufig, und zwar auch bei solchen Papieren, die nicht über eine erstklassige Bonität verfügen.

Die Risikoprämie für solche Investments sinkt, obwohl sie nachgewiesenermaßen über ein beträchtliches Ausfallrisiko verfügen. 

Mehr Rendite nur gegen mehr Risiko

Dennoch führt an der Erkenntnis kein Weg vorbei, dass höhere Rendite nur gegen höheres Risiko zu haben ist. Eine Strategie, die in Erwartung auf besseren Ertrag auf ein bestimmtes einzelnes Investment setzt, ist dabei immer suboptimal. Nur wenn Risiken gestreut werden, lässt sich auf lange Sicht eine Rendite erzielen, die ein angemessenes Risiko-Entgelt bietet.

Wer dagegen auf Streuung verzichtet, geht Risiken ein, ohne dafür Rendite zu erhalten. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern wurde in der Finanztheorie schon vor Jahrzehnten begründet. Es ist bedauerlich, dass viele Anleger in Deutschland sie immer noch ignorieren.


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