Prognosen: Hilfe zur Orientierung?

Prognosen sind bei Anlegern besonders gefragt, denn Kapitalanlagen bedeuten grundsätzlich Investments in zukünftige Zahlungsströme. Und die Zukunft ist bekanntlich ungewiss. Da wäre es schön, wenn man auf treffsichere Vorhersagen bauen und seine Anlagestrategie danach ausrichten könnte.


Prognosen

Scheinbare Orientierung 

Es gibt im Umfeld von Finanzanlagen eine Vielzahl an Prognosen. Banken und andere Finanzhäuser beschäftigen umfangreiche Analyse-Abteilungen, die sich damit befassen. Und am 'freien Markt' ist eine ganze Heerschar von Börsen-Propheten tätig, die Vorhersagen zu ihrem persönlichen Geschäftsmodell gemacht haben. Längst nicht immer bauen ihre Aussagen auf profundem Wissen auf. Oft werden diejenigen 'Finanzexperten' am ehesten gehört, die ihre Botschaft dramatisch gestalten und geschickt vermarkten können. 

In Zeiten, in denen die Unsicherheit wächst, fallen Prognosen auf einen besonders fruchtbaren Boden. So war es zum Beispiel auf den Höhepunkten der Finanz- und der Eurokrise. Und auch jetzt ist wieder eine gute Zeit für Vorhersagen. Die dauernde Schwäche der Weltkonjunktur, anhaltende Niedrigzinsen, Börsenschwankungen, politische Krisen und kriegerische Auseinandersetzungen haben bei vielen Anlegern zu Irritationen geführt. Prognosen scheinen da Orientierung zu bieten. 

Prognosen im Test 

Befasst man sich mit früheren Analysen professioneller Vorhersager, fallen die Ergebnisse allerdings ernüchternd aus. In einer Untersuchung zur Treffsicherheit von Bankprognosen bezüglich der DAX-Entwicklung ergab sich folgendes Bild:  

  • die Banken sagten in einem Untersuchungszeitraum von 20 Jahren zwar jeweils zu Jahresbeginn korrekt ein Ansteigen des DAX voraus, wenn er auch tatsächlich im Jahresverlauf anstieg. Das war allerdings insofern kein Kunststück, da der DAX in dieser Zeit nur in sechs Jahren fiel; 
  • ein fallender DAX wurde von der Mehrheit der Institute nur einmal richtig prognostiziert, nämlich im Jahre 2000. In den übrigen fünf Jahren mit sinkendem Aktienindex lagen die Vorhersagen daneben; 
  • noch schlechter sind die Ergebnisse, wenn es auch um das Ausmaß der Börsenentwicklung geht. Bei der Prognose der prozentualen DAX-Veränderung innerhalb eines Jahres lag die Treffsicherheit lediglich bei 20 Prozent, wenn man eine Abweichungstoleranz von +/- 10 Prozent gegenüber der tatsächlichen DAX-Entwicklung zulässt.  

Besonders frustrierend für die Börsenanalysten sind die Ergebnisse der zum Jahresbeginn willkürlich durchgeführten Depotzusammenstellungen. Dabei wird mit Dartpfeilen auf die Übersichten der gelisteten Wertpapiere geworfen und siehe da, diese Depots schlagen regelmäßig das Heer der Börsenexperten.

Prognosefrei investieren

Das Fazit lautet daher: gegenüber Prognosen ist gesundes Misstrauen angebracht. Die meisten Vorhersagen sind interessengeleitet und der Anleger-Nutzen ist dabei sekundär. Und das Kunststück, die Zukunft vorherzusehen, ist auch besten Experten bisher nicht regelmäßig gelungen.

Die Konsequenz aus dieser Tatsache ist, prognosefrei zu investieren. Wissenschaftlich belegt ist, dass Renditen nicht durch subjektive Einschätzungen der zukünftigen Marktentwicklung erzielt werden, sondern durch Portfoliostruktur. Regelbasierte Anlagestrategien führen hierbei zu mehr Disziplin und Ertrag im Vermögensmanagement.  


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