Das Pech dabei ist: ob der jeweilige Zeitpunkt wirklich der beste war, lässt sich nur im Nachhinein mit Sicherheit sagen - dann, wenn es zu spät ist. Und trotz ausgeklügelter mathematisch-statistischer Verfahren und ausgefeilter Computer-Technik, die Entwicklung der Kurse ist nicht treffsicher vorherzusagen - zu zahlreich sind die Einflussfaktoren und zu erratisch die Ereignisse, die Aktienkurse bestimmen.
Alles auf eine Karte setzen - ein Glücksspiel
Wer alles auf eine Karte setzt und nur einmalig einen größeren Betrag in Aktien investiert, für den kommt es beim Investment allerdings auf den Einstiegszeitpunkt an. Denn der kann in diesem Fall maßgeblich über den Anlageerfolg entscheiden. Carsten Roemheld, Finanzstratege bei Fidelity, hat die Performance einer solchen Vorgehensweise anhand historischer Aktienkurse untersucht.
Er betrachtete den hypothetischen Anlageerfolg, den man zum 31. Mai 2016 erzielt hätte, wenn man an einem der "zehn" günstigsten Börsentage seit Euro-Einführung eingestiegen wäre. Danach hätte sich das Investment bis heute verdoppelt - ein schöner Erfolg. Der "Haken" dabei ist nur, dass niemand im Vorhinein den besten Börsentag kennt. Roemheld untersuchte daher auch das Ergebnis, wenn der beste Zeitpunkt verpasst worden wäre. Und da sah das Ergebnis ernüchternd aus. Mehr als 90 Prozent der Performance wurden durch die "verpasste Chance" aufgefressen. Übrig blieb eine äußerst magere durchschnittliche Jahresrendite von 0,1 Prozent.
Regelmäßig investieren - die überlegene Strategie
Vordergründig scheint dieses Resultat gängige Meinungen zu bestätigen. Wer beim Aktieninvestment zum "richtigen" Zeitpunkt einsteigt, performt. Wer ihn verpasst, hat das Nachsehen. Ein wesentliches Risiko beim Börseninvestment bestünde demnach in der Zeitpunkt-Wahl. Doch diese Betrachtung ist einseitig, sie gilt nämlich nur bei einem einmaligen Börseninvestment. So sieht aber Vermögensbildung mit Aktien üblicherweise nicht aus. Sie findet mehr oder weniger regelmäßig in Teil-Investments statt. Und hier ist es erfahrungsgemäß so, dass mal günstige, mal ungünstigere Einstiegszeitpunkte "getroffen" werden.
Auf Dauer hat sich eine Strategie bewährt, bei der kontinuierlich in gleichen Beträgen investiert wird, wie das bei einem Aktien- oder Aktienfonds-Sparplan der Fall ist. Hier ist man sozusagen "immer bei Aktien dabei". Mit einer solchen Vorgehensweise lässt sich vom sogenannten Cost-Average-Effekt profitieren. In günstigen Börsenphasen werden automatisch mehr Aktien erworben als in ungünstigen. Das wirkt sich vorteilhaft bei der Performance aus und die Fokussierung auf den "richtigen" Einstiegszeitpunkt erübrigt sich.