Der Vorteil der Risikodiversifikation
Grundlage der Überlegungen von Markowitz ist die Erkenntnis, dass zwischen der Rendite und dem Risiko von Finanztiteln ein Zusammenhang besteht. Anleger sind in der Regel nur bereit, größere Risiken einzugehen, wenn damit auch eine höhere Rendite verbunden ist. Finanztitel besitzen aber noch eine weitere, für ihre Bewertung wichtige Eigenschaft: ihr jeweiliges Verhältnis zur Entwicklung anderer Wertpapiere. Statistisch wird es mit Hilfe der sogenannten Korrelation bzw. der Kovarianz gemessen. Risiken lassen sich dann vollständig eliminieren, wenn zwei Titel erworben werden, die zwar per se riskant sind, sich aber immer genau gegenläufig entwickeln. In der Realität kommt das praktisch nicht vor. Dennoch unterscheiden sich Wertpapiere hinsichtlich Ausmaß und Richtung ihrer Volatilität. In einem Wertpapier-Portefeuille kann durch Risikomischung daher immer ein Teil des Risikos beseitigt werden. Das konnte Markowitz mit seiner Portfoliotheorie beweisen. Für Anleger hat dies eine logische Konsequenz: Wer auf Risikodiversifikation verzichtet und stattdessen auf ein bestimmtes Wertpapier setzt, fährt eine suboptimale Strategie. Denn mit einem gut diversifizierten Portfolio müsste der Anleger entweder bei gleicher Renditeerwartung nur ein geringeres Risiko eingehen oder er könnte bei gleichem Risiko mit einer höheren Rendite rechnen.
Kritik an der Portfolio-Theorie
Auch Jahrzehnte nach der Vorstellung der Portfoliotheorie zeigt sich Markowitz von der Richtigkeit seines Ansatzes überzeugt. Tatsächlich hat es in den letzten Jahren einige Kritik gegeben. Angesichts der Erfahrungen aus der Finanzkrise wurde angemerkt, die Theorie funktioniere nicht, wenn unvorhersehbare politische Momente wie der Euro-Rettungsschirm oder die Fiskalklippe in den USA das Marktgeschehen maßgeblich beeinflussten. Andere stoßen sich weniger an der Theorie selbst, sondern an der praktischen Anwendung. Unter anderem wird darauf verwiesen, dass Ertragserwartungen, Volatilitäten und Korrelationen im Zeitablauf nicht stabil seien und daher immer wieder überprüft werden müssten. Nicht immer geschehe das ausreichend. Manche Modelle, die für das Portfolio-Management im Einsatz seien, würden überstrapaziert. Den Anwendern sei nicht immer klar, mit welchen Annahmen und Zusammenhängen dabei gearbeitet werde.
Markowitz: weiter überzeugt
Den Erfinder der Portfoliotheorie ficht das nicht an. So merkt er an, dass politische Risiken selbstverständlicher Teil der Unsicherheit seien und daher auch mit in Risikoschätzungen berücksichtigt werden müssten. Seine Theorie sei grundsätzlich nicht in Frage gestellt.