Wenn Gerry O'Reilly in Philadelphia unterwegs ist, verursacht das weder einen Aufruhr, noch wird er überhaupt von seinen Mitbürgern erkannt. Dabei zeichnet er verantwortlich für 800 Milliarden US-Dollar, die er als Aktiva in verschiedenen Index-Fonds verwaltet. Allein der größte, nämlich der Vanguard Total Stock Market Index Fund, umfasst 450 Milliarden US-Dollar, die in rund 3.600 Aktien investiert sind.
Indexfonds - das Missverständnis um die Passivität
Selbst das britische Votum für ein Brexit, das die Börsen weltweit kräftig in Aufruhr versetzt hatte, konnte Gerry O'Reilly nicht aus der üblichen Routine bringen: Für Indexfonds sind solche Erschütterungen kein Anlass, ihre Engagements grundlegend zu ändern. Ausschlaggebend bleiben die jeweiligen Indizes, deren Zusammensetzung sich aus den Ergebnissen der in Frage kommenden Unternehmen ableiten: Schafft es beispielsweise ein Konzern in den DAX, gehören dessen Aktien in einen DAX-Indexfonds, ein anderer fällt heraus.
Wegen dieser Vorgehensweise werden diese ETFs auch gerne als Passiv-Fonds bezeichnet, was aber der Wahrheit nicht ganz entspricht. Es handelt sich um ein passives Management, da die grundlegende Ausrichtung der Anlageentscheidungen durch die Benchmark vorgegeben wird. Das Timing spielt also auch eine Rolle, um die Zu- oder Verkäufe zu optimalen Preisen gestalten zu können, beispielsweise sobald Verbraucher diesen ETF gekauft haben und somit frisches Geld auf die Anlage wartet. Hier wird eine Risiko-Software genutzt, die per Algorithmen automatisch Transaktionen ausführt - aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze. So ganz ohne das fundierte Eingreifen der Fondsmanager funktioniert auch ein solcher Fonds nicht.
Vanguard als Pionier - Indexfonds vs. Investmentfonds
Ein Blick auf die Wertentwicklung der großen Indizes und der aktiv gemanagten Investmentfonds, die sich an ihnen orientieren, belegt, dass die Benchmarks nur selten von den Fondsmanagern geschlagen werden können. Angesichts der enormen Kosten, die für ein aktives Management und die ausgeführten Transaktionen berechnet werden, lassen diese Ergebnisse Zweifel aufkommen: Warum nicht gleich den jeweiligen Index abbilden?
Die Entwicklung dieser Indexfonds war also mehr als folgerichtig, was Vorreiter wie Vanguard eine enorme Nachfrage bescherte. Heute verwaltet das Unternehmen Indexfonds mit einem Volumen von rund drei Billionen US-Dollar und ist damit weltweit die Nummer 1. Ein wichtiger Grund dafür dürfte die Tatsache sein, dass auch bei einem solchen passiv gemanagten Investment Kosten anfallen, die Vanguard jedoch durch Extra-Erträge erheblich reduziert. Die Differenz zum jeweiligen Index beträgt nur zwischen einem und vier Basispunkten - trotz dieses Erfolges kann Gerry O'Reilly in der Öffentlichkeit ganz unbehelligt seine Kreise ziehen.
Da Banken am Verkauf von Indexfonds nichts verdienen, werden diese äusserst selten angeboten. Wenden Sie sich zur Auswahl geeigneter Indexfonds an einen unabhängigen, honorarbasierten Finanzberater.