BaFin untersucht Eigenkapitalausstattung
Getroffen hat es die Schweizerische Lebensversicherung Zenith Vie SA. Sie war überschuldet und konnte das von der Finanzaufsicht geforderte Mindest-Eigenkapital nicht mehr aufweisen. Eine schlechte Nachricht für die Inhaber von 13.000 Zenith-Policen, die dort 450 Mio. Franken angespart hatten. Was deutsche Beobachter alarmiert, ist die Tatsache, dass Zenith ein ähnliches Konzept verfolgte wie viele deutsche Versicherer. Das Schweizer Unternehmen bot seinen Kunden zuletzt eine Garantieverzinsung von 1,25 Prozent. In Deutschland gilt derzeit noch der gesetzliche Garantiezins von 1,75 Prozent, er wird ab kommendem Jahr ebenfalls auf 1,25 Prozent abgesenkt.
Das nützt den Versicherern nur bedingt, denn für Altverträge gelten auch weiterhin die höheren Garantie-Zinssätze aus früheren Jahren. Sie lagen in Spitzenzeiten bei 4,0 Prozent. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Bedienung solcher Verträge in der anhaltenden Niedrigzinsphase an der Kapitalbasis der Versicherungen zehrt. Grund genug für die BaFin, die Eigenkapitalsituation der deutschen Lebensversicherer stärker unter die Lupe zu nehmen. Anlass der BaFin-Untersuchung bildete die sogenannte Solvency II-Regulierung der EU, die 2016 in Kraft tritt und strengere Eigenkapitalstandards in Abhängigkeit von der Risikosituation vorsieht.
15 Mrd. Euro Eigenkapitallücke festgestellt
Befragt wurden insgesamt 87 Versicherungsunternehmen in Deutschland, die das Produkt Lebensversicherung anbieten. Die Ergebnisse sind zunächst einmal beruhigend. Die allermeisten Versicherungen verfügen derzeit noch über eine ausreichende Eigenkapitalausstattung. Einige wenige Unternehmen mit Problemen sind marktmäßig unbedeutend, ihr addierter Marktanteil liegt unter einem Prozent.
Weniger erfreulich ist der Blick auf die Zukunft. Ohne lange Übergangsfristen hätten viele Versicherer Schwierigkeiten, die künftig geltenden Eigenkapitalstandards zu erfüllen. Bei der BaFin-Recherche erfüllten zum Stichtag 31.12.2013 ein Viertel der Unternehmen mit einem zusammengefassten Marktanteil von 10 Prozent die neuen Eigenkapitalanforderungen nicht. Es besteht also ein erheblicher Nachholbedarf beim Eigenkapital. Schätzungsweise werden 15 Mrd. Euro benötigt, um die Lücke aufzufüllen. Zwar wird den Unternehmen eine großzügige Übergangsfrist für die Umsetzung von 16 Jahren eingeräumt, doch bei anhaltenden Niedrigzinsen bleibt die nötige Eigenkapitalaufstockung dennoch eine Herausforderung.
Situation weiter angespannt
Das Fazit lautet daher: auch wenn derzeit noch keine Lebensversicherung in Deutschland akut gefährdet ist, es besteht kein Anlass für Sorglosigkeit. Die Lage der Versicherer bleibt weiter angespannt. Ob Maßnahmen, wie sie das Lebensversicherungsreformgesetz der Bundesregierung vorsieht, ausreichen werden, die Situation zu entspannen, bleibt abzuwarten. Zu empfehlen ist eine Prüfung der eigenen Kapitalversicherungsverträge durch einen unabhängigen Finanzberater.