Anbieter der Lebensversicherung leiden unter dem Niedrigzinsumfeld
Die BaFin sieht die Branche kurz- und mittelfristig noch stabil. Sollte das Niedrigzinsniveau über längere Zeit anhalten, wird auch bei den großen Lebensversicherern zunehmend mit Problemen gerechnet. Seit 2011 müssen die Anbieter der Lebensversicherung höhere Kapitalreserven bereithalten, um damit auch in turbulenten Zeiten ihre Zinsversprechen einzulösen. Die BaFin hat ihren Prognosezeitraum für den Versicherer-Stresstest auf fünf Jahre ausgeweitet. Solange können die Anbieter die derzeit schwierige Situation sicher aushalten, die sogenannte Zinszusatzreserve hält die Kunden-Ausschüttungen auf stabilem Level. Damit generieren viele Unternehmen angesichts der anhaltenden Ertragsminderungen wertvolle Zeit.
Zukünftig Gefahr für die Garantiezinsen?
Die BaFin sieht die zugesagten Garantien der Lebensversicherung zunächst noch nicht in Gefahr. Durch die Änderungen bei den Bewertungsreserven sind aktuell die ausscheidenden Versicherten negativ betroffen. Seitens der BaFin wird bemängelt, dass die Anbieter der Lebensversicherung zunehmend lukrative Anlagen abstoßen müssen, um mit den Erlösen ausscheidende Versicherungsnehmer zu bedienen. Diese Vorgehensweise drückt allerdings auf zukünftige Gewinne und gefährdet die Auszahlungen an verbleibende Versicherte.
Mehr Verbrauchergerechtigkeit bei der Lebensversicherung
Der BaFin geht es nach eigener Darstellung um mehr Gerechtigkeit bei der Lebensversicherung gegenüber den Versicherungsnehmern. Des Weiteren solllen die neuen Regulierungsabsichten der Finanzaufsicht auch zur Stabilisierung der Anbieter beitragen. Denn nur stabile Unternehmen können langfristig ihre garantierten Zusagen einhalten und Überschussbeteiligungen in angemessener Höhe auszahlen. Die aktuell praktizierte Ausschüttung der Bewertungsreserven halten die Finanzwächter jedoch für brandgefährlich.
Niedrige Zinsen - eine Gefahr auch für große Versicherer
Die BaFin hält alle Anbieter der Lebensversicherung für gleichermaßen gefährdet und wehrt sich gegen Vorurteile wie "Größe schafft Sicherheit". Nach ihrem Kenntnisstand sind in Deutschland viele kleinere Anbieter sehr solide aufgestellt. Große Versicherer leiden hingegen oft unter den Fehlern der Vergangenheit, wie beispielsweise:
- Falsche Anlagenpolitik
- Enorme Kosten
- Kostenintensive Garantien
Die Finanzaufsicht rät allen Unternehmen zu weiteren Kostenreduzierungen. Der Behörde ist durchaus bewusst, dass die Anbieter der Lebensversicherung bereits in der Vergangenheit viel gespart haben, doch noch nicht ausreichend. Die Vertriebskosten steigen zwar seit einiger Zeit nicht mehr an, doch ist ihr Anteil angesichts schrumpfender Margen bei der Lebensversicherung entschieden zu hoch.
Geändertes Verbraucherverhalten bei der Lebensversicherung
Die Policen werden mangels Attraktivität von immer weniger Verbrauchern abgeschlossen. Ausgleich für die Versicherungsgesellschaften soll ein neuer Trend sorgen, die sogenannten Einmalbeiträge. Kunden bezahlen dabei keine monatlichen Raten zur Versicherung, sondern überweisen die komplette Summe auf einmal. Die BaFin hat für vereinzelte Fälle jedoch schon zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Lebensversicherungen "gebundene" Kapitalanlagen sind. Alternativ sollte gerade in diesen Zeiten über ein eigenes gut gemanagtes und flexibles Kapitalanlagendepot nachgedacht werden.