Billiges Öl und schwacher Euro stimulieren
Das renommierte Ifo-Institut legte jetzt seine Prognose für 2015 vor und überraschte mit der Vorhersage eines Wirtschaftswachstums in Höhe von 1,5 Prozent. Noch verblüffender ist, dass die Forscher aus München nun auch für dieses Jahr von einer Wachstumsrate in gleicher Höhe ausgehen. Vor einem guten Monat erst hatte das Institut seine Schätzung für 2014 nach unten korrigiert. Für die erneute Kehrtwende bei der Konjunktur-Prognose geben Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn und seine Mitarbeiter neue Zahlen des statistischen Bundesamtes als Begründung an.
Vor allem die niedrigen Ölpreise und der schwache Euro sorgten in der zweiten Jahreshälfte und im nächsten Jahr für positive Impulse bei der Konjunktur, so die Forscher. Auch die Stimmung in der Wirtschaft habe sich inzwischen gebessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt nach monatelangem Abwärtstrend wieder nach oben. Das Institut sieht daher die - vor allem durch Ukraine-Krise und Russland-Embargo - eingetretene 'Depression' als überwunden an.
Starker Konsum - schwache Investitionen
Als Wachstumsmotor wird sich nach Einschätzung der Forscher der private Konsum bewähren. Hier wird sogar von einem Wachstum von 1,7 Prozent in 2015 ausgegangen, der private Verbrauch wird sich damit spürbar dynamischer entwickeln als in diesem Jahr. Ein Sorgenkind bleiben die Investitionen, die nur geringfügig um rund zwei Prozent steigen sollen - untypisch für einen kräftigen Aufschwung, in dem zweistellige Investitionszuwächse nicht unüblich sind.
Das Ifo-Institut sieht u.a. in den sozialpolitischen Maßnahmen der Großen Koalition - Stichworte Mindestlohn, Rente mit 63 - ein Investitions-Hindernis. Die Wohltaten der Regierung würden eher den Rationalisierungsdruck verstärken und Personalabbau fördern. Dennoch soll die Arbeitslosenquote 2015 nochmals leicht von 6,7 Prozent auf 6,6 Prozent zurückgehen. Erfreulich niedrig bleibt die Inflation mit 0,8 Prozent. Das ist deutlich weniger als die von EZB für Preisstabilität als angemessen angesehene Marke von zwei Prozent. Die Gefahr einer Deflation wird trotzdem nicht gesehen.
Andere sind verhaltener
Den Ifo-Experten ist ein Erfolg ihrer Konjunktur-Prognose zu wünschen. Denn andere sind durchaus weniger optimistisch. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hatte im Oktober lediglich ein Prozent Wachstum für 2015 vorhergesagt. Das ebenfalls beteiligte Ifo-Institut war damals noch von 1,2 Prozent Zuwachs in diesem und 1,3 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen.