Stattliche 1,1 Milliarden Euro Ergebnis vor Steuern erreichte das Institut - 26 Prozent mehr als im Vorjahr - und gehört mit dieser Größenordnung zu einem elitären Club von Geldhäusern, aus dem die Deutsche Bank sich bis auf weiteres verabschieden muss. Der Erfolg der ING/Diba überrascht, denn das Geschäftsmodell einer der ältesten Direktbanken Deutschlands ist keineswegs spektakulär. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt des Geschäftes im Privatkundenbereich.
Erfolgreich mit klassischen Produkten
Hier bietet die Bank neben dem gebührenfreien Girokonto die übliche Produktpalette an Termin-, Tagesgeld- und Spareinlagen sowie Konsumentenkredite und Baufinanzierungen. Dabei scheinen die Konditionen zu überzeugen, denn trotz insgesamt niedriger Zinsen ist gerade das Einlagengeschäft auch im vergangenen Jahr weiter spürbar gewachsen.
Es entwickelte sich sogar so gut, dass die Bank Probleme hat, den Geldzustrom bei den Krediten an Privatkunden unterzubringen, obwohl die Entwicklung hier durchaus ebenfalls positiv war. Ein Grund, warum die ING/Diba jetzt auch verstärkt in das Kreditgeschäft mit Großunternehmen und dem Mittelstand einsteigen will. Die Unternehmenskunden-Sparte befindet sich noch im Aufbau, soll aber langfristig zu einer weiteren tragenden Säule des Geschäftes werden.
Immer ihrem Weg treu geblieben
Den Erfolg verdankt die Direktbank nicht zuletzt ihren schlanken Strukturen und effizienten Abläufen. Das Direktgeschäft gehörte von Anfang an zum Konzept des Hauses, das ursprünglich im Gewerkschaftsbesitz stand und nach mancher "Häutung" schließlich zur niederländischen ING Groep kam.
Erfolgte das Geschäft ursprünglich noch per Post und Telefon, vollzog die ING/Diba technische Neuentwicklungen konsequent mit. Heute ist das Online-Angebot der wichtigste Vertriebskanal. Digitalisierung und Automatisierung sollen auch weiterhin die Entwicklung bestimmen. Filialen plant das Institut nach wie vor nicht.
So kann die ING/Diba im 51. Jahr ihrer Gründung nicht nur auf einen außergewöhnlich erfolgreichen Geschäftsverlauf zurückblicken, sondern sieht sich auch gut für die Zukunft gerüstet. Zum Erfolg dürfte auch beigetragen haben, dass das Institut sich - anders als die Deutsche Bank - nie ins Investmentbanking gewagt hat. Das hätte auch dem Grundkonzept widersprochen. So blieb man von verlustreichen Krisen und teuren Manipulationsskandalen verschont. Ebenso hielt die Bank trotz aller Umbrüche immer an ihrer Ursprungsstrategie fest - mit einer überschaubaren und einfachen Produktpalette attraktive Konditionen dank günstiger Kostenstrukturen zu bieten und auf beratungsintensives Geschäft zu verzichten. Manchmal kann weniger mehr bedeuten.